Reflexion im Beruf – der erste Schritt zur Verbesserung! Vorteile, Ziele & Ablauf (inkl. Reflexionsfragen)


Reflexion verbessert die Produktivität und Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens und bringt Sie Ihren Zielen näher. Denn mit dem richtigen Maß an reflektiver Beobachtung entlarven Sie umständliche Routinen, finden effizientere Wege, vermeiden Fehler, verbessern die Zusammenarbeit und entdecken Ihre Stärken, um diese gezielt weiter zu fördern. Wer hingegen nie kritisch über seine Arbeitsweise und die seines Teams nachdenkt, tritt auf der Stelle und riskiert damit den beruflichen Erfolg sowie die Zufriedenheit der Belegschaft. Führen Sie also stattdessen die Möglichkeit zur Reflexion in Ihr Unternehmen ein. Denn mit den richtigen Fragen decken Sie umständliche Arbeitsweisen auf, die Sie und Ihr Team immer wieder ausbremsen.

1. Definition & Bedeutung: Was ist eine „Reflexion“?

Der Begriff Reflexion geht auf das lateinische reflexio zurück und bedeutet wortwörtlich übersetzt so viel wie Zurückbeugung. Dabei gibt es jedoch eine physikalische Dimension, eine philosophische Ebene – und mittlerweile auch eine informationstechnologische Bedeutung.

  • Physik/Optik/Fotografie: Widerspiegelung von Licht, Schall, Strahlen oder Wellen, die an einer (vorzugsweise spiegelnden) Oberfläche zurückgeworfen werden. Zusammen mit der Streuung und der Absorption bestimmt die Reflexion das Aussehen eines Objekts. Beispiele: Die Reflexion von einer Person in der Schaufensterscheibe. Oder die Reflexionen der Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche.
  • Philosophie/Psychologie/Pädagogik: Vertieftes Nachdenken, Überlegen, Rückblicken, Prüfen und vergleichendes Betrachten im Sinne von Bedenken, Beobachten und Besinnung. Beispiel: Reflexionen über eine Sache anstellen. Also sich einen Prozess, ein Verhalten oder auch ein Projekt bewusst machen und dies differenziert betrachten, analysieren und einordnen, um es dann weiterentwickeln und besser machen zu können oder um Fehler und Missstände aufzudecken und dann beheben zu können.
  • Informationstechnologie/Programmierung: Hier bezeichnet Reflexion eine objektorientierte Programmierung, durch die eine Anwendung die Fähigkeit erlangt, ihre eigene Struktur zu kennen und diese, wenn erforderlich, auch zu modifizieren.

Rechtschreibung – wie schreibt man richtig: Reflexion vs. Reflektion vs. reflektieren?

Das Verb von Reflexion lautet reflektieren. Egal ob Licht an einem Spiegel reflektiert wird oder ob eine Person etwas reflektiert, also über etwas grübelt oder etwas durchdenkt. Dementsprechend gibt es zum Beispiel auch den Reflektor als zurückwerfenden Gegenstand. Die Schreibweise „Reflektion“ gibt es hingegen nicht. Dies ist ein Rechtschreibfehler, ist ungültig und muss „Reflexion“ heißen. Aufgrund der unterschiedlichen Schreibweisen von Substantiv und Verb wurde der Begriff von dem Duden als kompliziert eingestuft und auf die Liste der rechtschreiblich schwierigen Wörter gesetzt.

Zeitpunkt, Reflexionsebenen und Reflexionsarten:

  • Der Zeitpunkt einer Reflexion muss nicht automatisch ausschließlich zurückblickend sein. Der Zeitpunkt der Reflexion kann sowohl prospektiv vorwegnehmend (für Zukünftiges), gegenwärtig aktuell oder auch retrospektiv rückbetrachtend (für Vergangenes) sein.
  • In den Geistes- und Sozialwissenschaften wird zudem zwischen den drei Ebenen Selbstreflexion, Gruppenreflexion und Problemreflexion (einer Sache oder eines Themas) unterschieden.
  • Wird das eigene Handeln reflektiert, spricht man von Selbstreflexion. Dies ist eine wichtige Methode, um eigene Schwächen zu entdecken, Strategien dagegen zu entwickeln und gleichzeitig die eigenen Stärken weiter zu fördern. Damit hilft die Selbstreflexion, unsere individuellen Fähigkeiten zu verbessern. Das stärkt auch unser Selbstbewusstsein führt im besten Fall zur Selbsterkenntnis.
  • Sonderfall Feedback: Das Feedback durch eine andere Person ist ebenfalls eine Reflexion und zudem auch eine wichtige Informationsquelle, weil sie das eigene Verhalten aus einer anderen Perspektive reflektiert und damit einen Vergleich der Selbstwahrnehmung und der Fremdwahrnehmung ermöglicht. Tipp: Damit ein Feedback angenommen wird und nicht gleich automatische Abwehrreaktionen auslöst, sollte es immer höflich und wertschätzend nach den Prinzipien der → konstruktiven Kritik formuliert werden.

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2. Vorteile & Ziele: Warum reflektieren? Was sind die Vorteile einer Reflexion?

Wenn man über eine Sache, eine Situation, ein Projekt, einen Prozess oder eine Person reflektiert, dann setzt man sich damit tiefergehend auseinander. Man überprüft das Erlebte kritisch, hinterfragt es, vergleicht es mit ähnlichen Situationen und bewertet es schließlich. Das Ziel ist, daraus Rückschlüsse zu ziehen, um aus dem Erlebten lernen zu können und zum Beispiel Handlungsbedarf und Optimierungspotenzial zu entdecken. Reflexion ist also ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg der Weiterentwicklung und stetigen Verbesserung. Regelmäßiges Reflektieren hat also vor allem folgende Vorteile:

  • Erfahrungen verarbeiten, in einen größeren Zusammenhang stellen und daraus lernen.
  • Verhaltensweisen, Prozesse und Strukturen analysieren, verstehen und kritisch hinterfragen.
  • Die eigenen Bedürfnisse und Ziele besser kennenlernen und sich auf das Wesentliche konzentrieren.
  • Neue Perspektiven und Alternativen erkennen, um ineffiziente Verhaltensweisen abzulegen und Betriebsblindheit zu vermeiden.
  • Stärken identifizieren, um diese weiterentwickeln und künftig noch bewusster einsetzen zu können.
  • Schwächen und Missstände herausfinden, um an diesen zu arbeiten, sowie Lösungsansätze entwickeln, um besser damit umgehen zu können.
  • Fehler identifizieren, um zu vermeiden, dieselben Fehler immer und immer wieder zu wiederholen.
  • Optimierungspotenzial und Handlungsbedarf aufdecken, um Prozesse oder sich selbst weiter verbessern zu können.
  • Selbstbewusstsein stärken, indem man die Ziele und Leitlinien für das künftige Verhalten neu justiert und dadurch mehr Kontrolle über künftige Situationen dieser Art erhält.
  • Die berufliche Zufriedenheit und damit auch die betriebliche Gesundheit im gesamten Team fördern.
Vorteile und Ziele von Reflexion
Reflexion bedeutet, über etwas nachzudenken und es kritisch aus verschiedenen Perspektiven zu hinterfragen, um dadurch Fehler zu entdecken oder herauszufinden, wie es noch besser gehen könnte.

3. Ablauf einer Reflexion: So reflektiert man richtig!

Der Ablauf einer Reflexion umfasst die folgenden drei Phasen:

  1. Beschreibung (= Dokumentation, Rückblick)
  2. Analyse (= Interpretation, Bewertung)
  3. Ausblick (= Konsequenzen, Fazit)
Ablauf einer Reflexion
Der Ablauf einer Reflexion lässt sich in drei Phasen einteilen: Beschreibung, Analyse und den Ausblick.

Der Reflexionsprozess selbst läuft dann in folgenden fünf Schritten ab:

„Setting“: Nehmen Sie sich ausreichend Zeit und sorgen Sie für eine ruhige, ungestörte und ablenkungsfreie Umgebung. (Tipp: Schalten Sie auch Ihr Handy auf lautlos.)
„Zielsetzung“: Überlegen Sie sich dann zunächst das Ziel Ihrer Reflexion. Was wollen Sie damit konkret erreichen? Was ist Ihnen besonders wichtig?
„Beschreibung“: Werden Sie sich dann der genauen Situation oder des konkreten Themas bewusst, worüber Sie reflektieren wollen. Was fließt da alles mit rein? Welche Begebenheiten, Personen, Verhaltensweisen und weitere Faktoren spielten dabei eine Rolle? Warum wurde so gedacht bzw. so gehandelt?
„Analyse“: Durchdenken Sie das Erlebte (bzw. Thema, Projekt, Prozess) gründlich. Was lief gut, was schlecht, was könnte noch besser laufen? Welche Alternativen hätte es gegeben? Bei der Analyse und Bewertung helfen Ihnen die folgenden Reflexionsfragen im nachfolgenden Absatz, um alle relevanten Punkte zu hinterfragen. Die Ergebnisse halten Sie dabei am besten schriftlich fest, zum Beispiel in einer → Mindmap.
„Konsequenzen“: Ziehen Sie die Rückschlüsse aus Ihrem Reflexionsprozess und lernen Sie aus Ihren Erkenntnissen. Welche Konsequenzen ergeben sich für künftige Situationen? Welche neuen Ziele setzen Sie sich? Was muss wie anders gemacht werden?
Anschließend gilt es, diese Schlussfolgerungen und daraus resultierenden Veränderungen in Ihrem Unternehmen auch erfolgreich umzusetzen. Mit welchen Methoden und Strategien das am einfachsten gelingt, erfahren Sie in unserem Büro-Kaizen-Beitrag → „Veränderungsprozesse in Unternehmen: Lösungen, Phasen und Beispiele“.

Die wichtigsten Reflexionsfragen im beruflichen Umfeld sind:

Um die eigenen Stärken zu identifizieren und gezielt zu fördern:

  • Was lief gut?
  • Warum lief es gut?
  • Was hat noch alles positiv dazu beigetragen?
  • Was davon ist wichtig für das nächste Mal?

Um Fehler zu entdecken und künftig zu vermeiden:

  • Was für Fehler sind passiert?
  • Warum sind die Fehler passiert (Ursachen)?
  • Welche weiteren, störenden Einflussfaktoren gab es?
  • Wie kann man diese Fehler künftig vermeiden?
  • Was würden Sie anders machen?
  • Was wird alles benötigt, um das das nächste Mal besser zu machen?
Zitat Guido Westerwelle
Fehler können auch im Berufsalltag vorkommen. Dann ist es wichtig, diese zu reflektieren und daraus zu lernen.

Um Missstände und Verbesserungspotenzial aufzudecken:

  • Was lief alles noch nicht ganz rund?
  • Warum hat das nicht so gut geklappt?
  • Was hat zu lange gedauert?
  • Was war zu kompliziert?
  • Was hatte sonst noch alles einen negativen Einfluss?
  • Wie hätte die Situation verbessert werden können?
  • Was wird dafür alles benötigt?

Weitere allgemeine Reflexionsfragen:

4. Reflexionsfragen für die routinemäßige Wochen-, Monats- und Jahresreflexion

Der Wirtschaftswissenschaftler, Keynote-Speaker und Bestsellerautor Prof. Dr. Lothar Seiwert hat eine einfache Reflexionstechnik entwickelt, um routinemäßig einen zurückliegenden Zeitraum zu hinterfragen und die Rückschlüsse daraus zu ziehen. Das kann die letzte Woche sein, der zurückliegende Monat oder das abgeschlossene Jahr. Im Kern geht es dabei um folgende Fragen*:

  1. Was habe ich dazugelernt? Und wie habe ich das dazu gelernt?
  2. Welche Fehler habe ich gemacht? Und warum?
  3. Wo bin ich meinen Zielen nähergekommen? Welche Ziele habe ich erreicht? Und wo war das nicht der Fall?
  4. Wie habe ich mich gefühlt? Worüber habe ich mich besonders gefreut und worüber geärgert?
  5. Wie habe ich anderen helfen können? Und wer hat mir wie geholfen?
  6. Was habe ich Gutes für meinen Körper getan? Was hätte ich nicht oder weniger tun sollen?
  7. Welche Rückschlüsse ziehe ich für den nächsten Zeitraum (Woche, Monat, Jahr)?
  8. Welche Gewohnheiten oder Verhaltensweisen stehen mir dabei im Weg oder benötige ich dafür?

* Seiwerts „Handformel“ enthält im Original nur fünf Fragen, deckt damit aber im Prinzip denselben Frageraum ab. Die hier abgebildeten acht Fragen machen den Reflexionsprozess lediglich etwas übersichtlicher.

5. Video-Tutorial: „Was ist DAS ZENTRALE PROBLEM bei Firmen?“

(Dauer 03:08 Minuten)



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