Der Halo-Effekt beeinflusst Sie tagtäglich – ein kleiner Wahrnehmungsfehler hat so viel Macht!


Sagt Ihnen der Halo-Effekt etwas? Nein? Vielleicht kennen Sie das Phänomen, welches dahintersteckt, nicht unter diesem Namen. Aber garantiert hat der Effekt schon das ein oder andere Mal auf Sie gewirkt, ohne dass Sie es wussten. Genau deshalb ist Ihnen der Halo-Effekt vielleicht schon einmal gefährlich geworden: Immer dann, wenn Sie einen fremden Menschen kennenlernen oder einschätzen müssen – also genau dann, wenn Ihre Menschenkenntnis gefragt ist – tritt der Halo-Effekt oder sein Gegenspieler (der Horn-Effekt) ein.

Lehrer und Schüler gehen diesem Effekt auf den Leim, auch der Chef und seine Angestellten, genauso wie Sie und Ihre Freunde und Bekannten. Keiner ist vor dem so genannten Heiligenschein-Effekt sicher, denn auch wenn Sie bestens über ihn Bescheid wissen, können Sie ihn nur schwer erkennen oder gar austricksen. Und auch die Wirtschaft, der Verkauf und das Marketing können sich dem Halo-Effekt bedienen.

Was ist der Halo-Effekt?

Fachsprachlich ausgedrückt handelt es sich beim Halo-Effekt um eine kognitive Verzerrung. Der Halo-Effekt basiert also auf der psychologischen Ebene und wirkt sich auf unser Bewusstsein aus. Sie nehmen vom Halo-Effekt getrübt Dinge, Muster und Verhaltensweisen also anders wahr. Durch dieses Phänomen werden Ihr Bewusstsein, Ihre Wahrnehmung, Ihr Denkvermögen und Ihre Erinnerung manipuliert. Doch wer ist hier der Manipulant? Das sind Sie selbst – oder anders ausgedrückt: Ihre kognitive Wahrnehmung manipuliert Sie. Diese wird beim Halo-Effekt auf eine bestimmte Art und Weise verändert. So entsteht ein verzerrtes Bild einer Person oder eines Gegenstandes, die/den Sie zum ersten Mal sehen. Es geht also um den ersten Eindruck einer Sache oder einer Person, der überaus positiv ist. So positiv, dass dieser Eindruck sich im Nachgang kaum oder gar nicht bewahrheiten lässt. Sie setzen der Person oder der Sache sprichwörtlich einen Heiligenschein auf und lassen alles in hellstem Glanz erstrahlen.

Definition: Was steckt hinter dem Halo-Effekt?
Definition: Was steckt hinter dem Halo-Effekt?

Unter dem Halo-Effekt versteht man die Wahrnehmung einer dominanten und überaus positiven Eigenschaft einer Person oder Sache, die unbewusst auf weitere positive Eigenschaften schließen lässt, die in der Realität gar nicht vorhanden sind oder sich noch nicht bewahrheitet haben.

Wie wirkt der Beobachtungsfehler des Halo-Effekts?

Der auf den amerikanischen Psychologen Edward Lee Thorndike zurückgehenden Halo-Effekt ist recht simpel zu erklären und sehr einleuchtend. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie lernen einen neuen Menschen kennen. Der erste Eindruck entwickelt sich instinktiv, doch weiterhin liegen Ihnen keine Informationen über das Denken und Handeln dieses Menschen vor. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie in einer bestimmten Situation richtig agieren müssen, obwohl Ihnen alles unbekannt ist und Ihnen keine Informationen vorliegen? Es fühlt sich unangenehm an! Deshalb schaltet sich hier Ihr Gehirn ein und bewahrt Sie vor dieser unangenehmen Situation. Unser Gehirn bzw. unsere kognitive Wahrnehmung schnappt sich eine dominante positive Eigenschaft unseres Gegenübers, verknüpft diese mit weiteren positiven Eindrücken, die im Gehirn gespeichert sind und lässt diese über alles erstrahlen. All diese Vorgänge beim Aufsetzen des Heiligenscheins laufen in Sekundenschnelle und unbewusst in unserem Gehirn ab. Der Halo-Effekt ist sogar so tiefschürfend, dass ein negatives Handeln der Person nur schwer den Heiligenschein trübt.

Der Halo-Effekt manipuliert: Sie bilden sich ein Persönlichkeitsbild aufgrund einer dominanten Eigenschaft einer Person.
Der Halo-Effekt manipuliert: Sie bilden sich ein Persönlichkeitsbild aufgrund einer dominanten Eigenschaft einer Person.

Falls Ihnen diese Überlegungen alle zu theoretisch erscheinen und Sie sich fragen, wo im Alltag uns der Halo-Effekt begegnet, dann seien Sie gespannt auf unsere Praxisbeispiele.

Wo erleben Sie den Halo-Effekt in der Praxis?

Den obigen theoretischen Anteil über den Halo-Effekt wollen wir nun für Sie mit Beispielen aus der Praxis untermauern, bevor wir Ihnen aufzeigen, wo genau Sie dieses Phänomen in der Berufswelt entdecken können.

  1. Sie lernen einen Menschen kennen, der ungewöhnlich attraktiv und adrett gekleidet ist. Und los geht das Kopfkino: Ein Mensch, der so gut gekleidet ist, ist garantiert auch sehr elegant eingerichtet, zudem ist er eloquent, höflich, charmant und pflegt sehr gute Umgangsformen. Doch halt, Stopp! Sie haben diesen Menschen eben erst für 5 Sekunden kennen gelernt. Woher wissen Sie, dass er auch elegant eingerichtet oder eloquent ist? Sie wurden Opfer des Halo-Effekts. Natürlich könnten alle diese Eigenschaften auf diesen Menschen zutreffen, bewahrheitet hat sich allerdings noch keine dieser Tatsachen.
  2. Und genauso läuft es auch in der Schule. Lehrer empfinden Schüler, die Brille tragen als intelligenter und belesener, korpulentere Menschen werden oft als faul und dumm empfunden, Anzugträger werden im Job bevorzugter behandelt als Jogginganzugträger, Blondinen gelten als dumm. Die Liste an Vorurteilen, die durch den Halo-Effekt geprägt wurden, ist lang und garantiert fällt Ihnen gerade ein Beispiel aus Ihrem Alltag ein.

Doch der Halo-Effekt greift nicht nur in unser Privatleben ein: Nahezu jede Berufsbranche versucht den Halo-Effekt positiv für sich zu nutzen.

Studie mit der AKAD Hochschule

Wie wirkt sich der Halo-Effekt auf Ihr Berufsleben aus?

Gerade im Marketing oder Verkauf hat man nur kurz Gelegenheit, sich dem potentiellen Kunden vorzustellen. Jede Firma und jedes Unternehmen will diesen ersten Eindruck also so positiv wie möglich gestalten. Dazu nutzen viele den Halo-Effekt und das Wissen um darum aus. Jede Werbeanzeige, jede Homepage, jedes Kundengespräch und jedes Vorstellungsgespräch beginnt im Idealfall mit dem Halo-Effekt. Zeigen Sie ein dominantes und äußerst positives Merkmal auf. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Gegenüber dieses ungefiltert und ungestört wahrnimmt, so dass der Halo-Effekt wirken kann. So können Sie sich selbst, andere Arbeitskollegen oder Produkte, ja sogar ganze Brands in ein helles Licht rücken und allem sprichwörtlich den Heiligenschein aufsetzen. Mit Hilfe des Halo-Effekts können Sie durch eine gut ausgewählte und richtig in Szene gesetzte Eigenschaft dafür sorgen, dass Sie erfolgreich sein werden, egal ob Sie dafür weiterhin etwas leisten oder nicht.

Es gibt nur einen ersten Eindruck. Der Halo-Effekt ist überall anzutreffen: Ob im Berufsleben oder privat, machen Sie sich das Phänomen zunutze!
Es gibt nur einen ersten Eindruck. Der Halo-Effekt ist überall anzutreffen: Ob im Berufsleben oder privat, machen Sie sich das Phänomen zunutze!

Um den Halo-Effekt positiv in Ihrem Berufsleben zu nutzen, ist es von Vorteil, möglichst viel über ihn zu erfahren. Denn nur dann können Sie ihn zielführend einsetzen und Sie werden dafür sensibilisiert, Ihre eigene Wahrnehmung hinsichtlich des Halo-Effekts zu scannen. In diesem Sinne: Bleiben Sie objektiv und neutral und nehmen Sie sich regelmäßig Zeit zur Selbstreflexion.

FAQ: Häufige Fragen zum Halo-Effekt

Was versteht man unter dem Halo-Effekt?
Der Halo-Effekt ist der erste Eindruck gegenüber einer Person, zusammen mit einem Wahrnehmungsfehler aufgrund von Eigenschaften und Verhalten.
Was ist ein Beobachtungsfehler?
Beobachtungs- oder auch Wahrnehmungsfehler sind fehlerhafte Einschätzung und Bewertung beim Verhalten anderer. Beim Halo-Effekt überstrahlen bestimmte Fähigkeiten andere Eigenschaft einer Person. Dadurch erstellen wir, aus dem ersten Eindruck und einer positiven Eigenschaft der Person, unser eigenes Bild für den Gegenüber.
Was ist ein Beispiel für den Halo-Effekt?
Ein gutes Beispiel für das Auftreten des Halo-Effekts ist in der Schule. Dabei kann es vorkommen, dass Lehrer die Leistungen der Schüler unterschiedlich bewerten, aufgrund von Aussehen, Name, Geschlecht… Wenn zum Beispiel ein Kind eine Brille trägt und im Unterricht nicht negativ auffällt, kann es vorkommen, dass die Leistung ohne großes Zutun besser und als intelligenter gewertet wird, als sie eigentlich ist.


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