Konstruktive Kritik hilft, gewünschte Verbesserungen auch tatsächlich zu erreichen: Vorteile, Regeln und Beispielsätze


Das Ziel einer konstruktiven Kritik ist immer die Verbesserung. Dabei ist es vollkommen unerheblich, ob wir Sender oder Empfänger sind oder ob es in unserem Arbeits-, Alltags- oder Familienleben stattfindet. Denn es gibt viele Situationen, bei denen eine nützlich formulierte Kritik rückblickend hilfreich gewesen wäre, um negative oder sogar auch verletzende Botschaften zu vermeiden. Wie oft werfen wir unseren Kollegen, Mitarbeitern, Vorgesetzten oder auch Partnern und Kindern Dinge vor, bei denen wir – wären sie an uns gerichtet – selbst schon fast Schnappatmung bekommen würden? Mit konstruktiver Kritik kann daraus ganz leicht eine Win-Win-Situation werden. Wie das geht, zeigen wir Ihnen hier in diesem Büro-Kaizen-Blogbeitrag!

(Lesedauer ca. 7 Minuten)

1. Definition und Bedeutung: Was ist „konstruktive Kritik“?

Der Begriff setzt sich aus konstruktiv (= förderlich, positive Haltung) und Kritik (= Unterscheiden, Beurteilung, Beanstandung) zusammen. Aber was versteht man darunter genau? Bei einer konstruktiven Kritik vertritt man sehr wohl seine Ansichten und Standpunkte und zeigt positive, wie auch negative Eigenschaften auf. Allerdings stets respektvoll, wohlwollend und sachdienlich. Dabei werden zugleich auch Lösungsansätze vorgeschlagen. Eine positive Kritik wird also immer in einem Lob oder einer Anerkennung verpackt – im Unterschied zur negativen Kritik, die immer einen Tadel oder Vorwurf enthält. Kein Wunder, dass Ersteres gerne angenommen wird, während Letzteres schnell als „mentale Verletzung“ wahrgenommen wird!

  • Geläufige Synonyme für „konstruktiv“ sind förderlich, aufbauend, brauchbar. Es geht also nicht darum, das Gegenüber fertig zu machen. Ganz im Gegenteil.
  • Das Ziel ist aber nicht nur eine Verbesserung des Verhaltens oder der Leistung des Empfängers. Sondern auch, eine Eskalation der konflikthaften Situation zu vermeiden. Also, dass der Kollege oder die Kollegin die Bürotür zuschlägt, der Ehepartner drei Tage lang nicht mehr mit einem redet, die Freunde alleine Fußball kucken oder die Mutter keinen Schweinsbraten mehr am Sonntag macht.
  • Ist ein Konflikt erst einmal derart eskaliert, fühlen sich alle Beteiligten unwohl. Und es braucht viel mehr, die Situation wieder geradezubiegen – wenn das überhaupt vollständig möglich ist. Denn wie schon ein altes Indianersprichwort sagt: „Ein ausgesprochenes Wort ist wie ein abgeschossener Pfeil. Beides lässt sich nicht zurückholen“.
Definition von konstruktiver Kritik
Definition von konstruktiver Kritik: Dabei handelt es sich um eine förderliche Beurteilung, die respektvoll geäußert wird.

Das Gegenteil von konstruktiver Kritik: Destruktive Kritik

Destruktiv bedeutet so viel wie „zerstörend“. Die Bedeutung des Wortes spricht für sich. Im Kern geht es um ein tadelndes Zurechtweisen, vorwurfsvolles Attackieren oder übellauniges Runterputzen. Im Berufsleben findet die destruktive Kritik nicht nur vom Chef zu Angestellten statt, sondern häufig auch zwischen Kollegen, seltener auch an Vorgesetzten.

  • Ein Kernmerkmal ist die Verwendung von vorwurfsvollen Phrasen, wie zum Beispiel „wie immer“, „nie/niemals“, „schon wieder“ oder „das haben Sie ja wie immer ganz toll gemacht!“.
  • Häufig werden auch Sachverhalte überzogen dargestellt: „Du bist diese Woche zum hundertsten Mal zu spät zum Meeting gekommen, wir mussten stundenlang auf dich warten!“.
  • Komplett destruktiv wird die Kritik, wenn die Schuldzuweisung zugleich das Verbot einer Rechtfertigung enthält. Dies kann das Vertrauensverhältnis nachhaltig zerstören: „Sie sind schuld, dass wir den Auftrag nicht bekommen haben. Und fangen Sie ja nicht wieder das Lamentieren mit mir an!“.

2. Welche Vorteile bringt konstruktive Kritik vs. destruktiver Kritik?

Mark Twain sagte „Ich liebe Kritik, aber ich muss damit einverstanden sein“. Und genau das will auch die konstruktive Kritik erreichen.

  • Die konstruktive Kritik ist progressiv lösungsorientiert und damit vorwärtsorientiert. Es steht also immer eine Verbesserung und das Erreichen eines Ziels im Fokus. Man will gemeinsam und aufgeschlossen eine Lösung finden, demonstriert dafür die Wertschätzung der anderen Person und zeigt mögliche Alternativen auf.
  • Eine destruktive Kritik hingegen sucht rückwärtsgewandt die Schuld, schadet und erniedrigt dabei den Empfänger. Je nach der Persönlichkeit der Beteiligten kann das schnell zu irreparablen Zerwürfnissen führen.
  • Fazit: Die konstruktive Kritik hat somit den riesigen Vorteil, dass man auf einer positiven zwischen-menschlichen Basis die gewünschte Verbesserung auch tatsächlich erreichen kann und dadurch Schlimmeres vermeidet!
Zitat zu Kritik von Mark Twain
Zitat von Mark Twain: Kritik wird dann angenommen, wenn Sie uns gefällt.

3. Wo und wann ist konstruktives Kritisieren angebracht?

Wir sind alle nur Menschen, die ganz eigene Emotionen, Erfahrungen und Erwartungen haben – und manchmal auch einfach nur sauer sind und vielleicht in dem Moment irgendwie Dampf ablassen wollen. Schnell kommt dann ein unnützer Spruch über die Lippen, den es nicht gebraucht hätte. Und schon herrscht dicke Luft und das Zusammenleben ist frustrierender und die Zusammenarbeit ineffektiver.

  • Daher ist es immer sinnvoll, sich zu besinnen und die Methodik/Tools der konstruktiven Kritik anzuwenden. Egal wann und wo. Das gilt für die Arbeitswelt und den Arbeitsplatz genauso wie für das Privatleben und den Sport.
  • In den günstigen Fällen kann man schon mit einem konstruktiv formulierten Satz das Problem aus der Welt schaffen.
  • Bei konstruktiver Kritik von Vorgesetzten fühlen sich Mitarbeiter zudem eher auf Augenhöhe und haben das Gefühl, eigene Anregungen und Ideen vorstellen zu können. Man bekommt erreichbare Ziele vorgegeben und ein Gespür dafür, wo die berufliche Reise hingehen soll.

Studie mit der AKAD Hochschule

4. Voraussetzungen, Regeln und Merkmale: Wie funktioniert das konstruktive Kritisieren?

Voraussetzung ist, neben dem respektvollen Formulieren, natürlich auch eine gewisse Kritikfähigkeit beim Empfänger. Wenn Sie jemanden den Parkplatz vor der Nase wegschnappen, ist ein „Ich wünschte mir, Sie würden weniger aggressiv reagieren“ sicherlich nicht von Erfolg gekrönt. Es müssen also die Rahmenbedingungen passen und beide Parteien müssen bereit sein, sich auf ein konstruktives Gespräch einzulassen.

  • Dabei spielt auch der Zeitpunkt eine wichtige Rolle. Ist jemand zeitlich oder terminlich im Stress, wird er oder sie auch nicht positiv auf ein überfallartiges Kritikgespräch reagieren, auch wenn es noch so konstruktiv gemeint ist.
  • Konkretisieren Sie das Thema, um was es Ihnen wirklich geht. Die Botschaft muss möglichst klar, deutlich und vor allem unmissverständlich sein.
  • Ebenfalls wichtig ist, Empathie und Verständnis zu signalisieren. Ein absolutes No-Go ist dagegen, jemanden böse Absichten zu unterstellen.

Merkmale und Regeln einer guten konstruktiven Kritik:

  • Es geht es immer um eine Sache und nie um eine Person: Wenn es persönlich wird, versteht die andere Person schnell als Angriff und es folgt zwangsläufig eine Abwehrreaktion. Daher „ICH“-Botschaften senden und „DU“-Botschaften vermeiden.
  • Der Sachverhalt muss möglichst konkret mitgeteilt werden: Schwammiges führt zu Missverständnissen und der Gesprächspartner ist dann unnötig irritiert, brüskiert oder nimmt es nicht ernst.
  • Keine Vermutungen und persönliche Interpretationen: Es zählen nur sachbezogene Fakten (und gegebenenfalls Beweise), keine Vermutungen oder gar Unterstellungen.
  • Keine Übertreibungen: Immer bei den konkreten Tatsachen bleiben und aus einer Mücke keinen Elefanten machen.
  • Eine gute Mischung von Positivem und Negativem finden: Dabei prinzipiell immer mit dem anerkennenden Feedback beginnen. Auf gar keinen Fall jemanden im Beisein von Dritten vorführen und bloßstellen.
  • Gedankenoffen und lösungsorientiert: Alternativen und Lösungen anbieten, sich auf die Argumente des Gegenübers einlassen und diese auch tatsächlich überdenken.
Umgang mit Kritik
Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf geäußerte Kritik. Hier sind 9 Beispiele für den Umgang.

5. Beispielsätze für das Formulieren einer guten konstruktiven Kritik:

Es gibt einen schier unerschöpflichen Pool an Möglichkeiten, wie wir jeden Tag den Umgang und die Kommunikation mit unseren Mitmenschen verbessern können. Hier einige Beispiele für konstruktive Kritik in verschiedenen Gesprächssituationen, zum Üben und als Inspiration für Ihr nächstes Kritikgespräch:

Konstruktive Kritik eines Vorgesetzten an einem Mitarbeiter:

  • Destruktiv: Schon wieder musste die Produktion wegen Ihnen stoppen! Warum kommen Sie jeden Tag zu spät? Ist Ihr Wecker kaputt? Immer müssen Ihre Kollegen für Sie einspringen, obwohl sie schon Feierabend hätten! Sie sind sowas von unzuverlässig!
  • Konstruktiv: Die Produktion ist sehr zufrieden mit Ihrer Leistung. Bis auf die Tatsache, dass Sie öfters nicht pünktlich um 6:00 Uhr zu Schichtbeginn anwesend sind. Die Produktion musste daraufhin in dieser Woche schon zweimal stoppen. Vielleicht sollten Sie Ihren Wecker etwas früher stellen oder mehr Zeit für Ihren Arbeitsweg einplanen, oder was meinen Sie?

Konstruktive Kritik eines Mitarbeiters an einem Vorgesetzten:

  • Destruktiv: Immer bekomme ich Aufträge von Ihnen, die mich nicht motivieren. Sie haben immer noch keine Ahnung, wo ich mich in dem Unternehmen sehe!
  • Konstruktiv: Ich habe/würde mich gerne weiterbilden und hoffe auf Ihre Unterstützung. Mein neu (/bereits) angeeignetes Wissen kann in vielen Bereichen hilfreich sein, zum Beispiel…

Konstruktives Kritisieren in der Partnerschaft und Familie:

  • Destruktiv: Du bist immer nur unterwegs und hast nie Zeit für mich! Du liebst mich nicht, sonst würdest Du mehr mit mir unternehmen! Warum musst Du ständig hunderte von Leuten zu Weihnachten einladen? Und ich stehe dann wie immer tagelang vollkommen allein in der Küche!
  • Konstruktiv: Ich wünsche mir, dass wir mehr miteinander unternehmen. Eine fest eingeplante Zeit als Paar würde mir und uns guttun. Lass uns 2-3 Tage in der Woche festlegen, die nur uns gewidmet sind, oder? Ich finde es ja gut, dass du unsere familiären Kontakte pflegst, aber alle auf einmal werden mir einfach zu viel! Was hältst du davon, wenn wir unsere Gäste auf die Feiertage verteilen? Ich würde mich auch sehr darüber freuen, wenn wir die Mahlzeiten dann gemeinsam vorbereiten.

6. Sich für eine konstruktive Kritik richtig bedanken

Eine konstruktive Kritik verdient Ihre Anerkennung. Deswegen sollten Sie sich sachlich und respektvoll bedanken. Wenn auch vielleicht nicht alles zu Ihren Gunsten verlaufen ist, so hat sich Ihr Gesprächspartner doch die Zeit genommen, um sich Gedanken über eine Verbesserung der Situation oder Ihres Verhaltens zu machen. Die aufgebrachte Energie und das Bemühen um Wertschätzung sollten von Ihnen mit einem ehrlichen und ernst gemeinten Danke gewürdigt werden. Es zeugt auch von Reife und Reflexion, zu beweisen, dass Sie mit konstruktiver Kritik umgehen können. Daher sollten Sie sich nach dem Gespräch auch kurz Zeit nehmen und über die erwähnten und eigenen Vorschläge Gedanken machen. Denn sollte es Folgefragen oder Ideen geben, werden Sie mit Sicherheit einen weiteren Termin vereinbaren können.

7. Extra-Tipp: Die 10 goldenen Regeln für konstruktive Feedback-Gespräche

Die konstruktive Kritik ist eine Sonderform des Feedback-Gesprächs. Denn ein Feedback bedeutet nicht automatisch Kritisieren, ein Feedback kann auch voll des Lobes sein. Aber auch das Loben will gelernt sein. Welche 10 goldenen Regeln es für ein Feedback-Gespräch zu beachten gilt, haben wir Ihnen hier zusammengefasst → „Konstruktives Feedback im Beruf – Tipps und Formulierungsbeispiele für Feedback-Gespräche“.

Die 10 besten Feedbackregeln, die Sie bei Feedback-Gesprächen berücksichtigen sollten.
Die 10 besten Feedbackregeln, die Sie bei Feedback-Gesprächen berücksichtigen sollten.
  • Die „Pomodoro Technik“: Produktiver und konzentrierter Arbeiten mit Kurzpausen – Vorteile, Kritik und Vergleich.
  • Mit der „Kopfstand-Methode“ zu kreativeren Brainstormings: Wie Sie schneller und einfacher zu guten Ideen kommen.
  • Kostenloses Büro-Kaizen Download-Center: Viele weitere praxisorientierte Checklisten, Druckvorlagen, Anleitungen und Tipps rund um mehr Effizienz am Schreibtisch und im Büro finden Sie in unserem kostenlosen Download-Center!

Büro-Kaizen Video-Tutorial: Die Top 11 versteckten Funktionen in Microsoft Teams!


(Dauer 08:56 Minuten)

Inhalt dieses Microsoft Teams Video-Tutorials:

  1. Einleitung 00:00 
  2. E-Mail in einen Teams Kanal ablegen 00:22 
  3. Spotlight in Meetings aktivieren 01:10 
  4. Teilnehmern das Aufheben der Stummschaltung im Meeting verbieten 02:14 
  5. Einstellungen wer im Meeting präsentieren darf 02:56 
  6. Anwesenheitsliste eines Meetings herunterladen 03:27 
  7. Abstimmung in einem Kanal durchführen 03:55 
  8. Wichtige Chats anheften 04:40 
  9. Rich-Text Nachrichten im Chat nutzen 05:17 
  10. Outlook-Aufgabe aus Chat-Nachricht erstellen 06:35 
  11. Tastenkombinationen in Teams nutzen 07:34 
  12. Dark Mode verwenden 08:04 


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