Den Pygmalion-Effekt im Beruf anwenden: Die Kraft der Motivation richtig nutzen! Warum sich Prophezeiungen so oft erfüllen…


Der „Pygmalion-Effekt“ im Beruf – das ist die Wissenschaft von der Kraft sich selbst erfüllender Erwartungen. Seit Anbeginn der Zeit sind die Menschen von dem Phänomen der Prophezeiungen fasziniert. Und rätseln, warum sich diese so überdurchschnittlich oft erfüllen. Der Pygmalion-Effekt ist eine wissenschaftliche These, die die Ursachen dafür und das Ausmaß des Phänomens ergründen will. Dabei lässt sich der Effekt sowohl positiv-motivierend wie auch negativ-demotivierend beobachten.

  • Denn durch eine positive Erwartungshaltung seitens der Vorgesetzten wird (empirisch bewiesen) eine positive Entwicklung und Leistungssteigerung gefördert.
  • Bei negativ eingestellten Führungskräften folgt hingegen fast zwangsläufig eine deutlich schlechtere Minderleistung.
  • Warum das so ist und wie Sie das Phänomen gewinnbringend für Ihren Beruf und Ihr Unternehmen nutzen können, erfahren Sie hier in diesem Büro-Kaizen Blogbeitrag!

1. Definition des Pygmalion-Effekts: Bedeutung & Unterschied zur self-fulfilling prophecy

Die Menschen rätseln schon lange, warum sich Prophezeiungen (vor allem die von „Autoritätspersonen“) tatsächlich so relativ häufig erfüllen.  In moderneren Zeiten spielen Vorurteile und Stereotype dabei die Hauptrolle.

  • Zahlreiche wissenschaftliche Experimente haben versucht, den Ursachen dafür auf den Grund zu gehen. Und haben zu spannenden Ergebnisse geführt.
  • Die daraus formulierten Theorien sind meist ziemlich ähnlich, ergänzen sich wie ein Mosaik und tragen je nach den Forschern und dem Kontext unterschiedliche Namen.
  • Die vielen Facetten machen es daher vor dem Hintergrund der komplexen menschlichen Psyche und den komplexen sozialen Interaktionen in der Lebenswirklichkeit so schwer, die verschiedenen wissenschaftlichen Ansätze empirisch (experimentell) klar voneinander abzugrenzen.
  • Hier nun die Bedeutung des Pygmalion-Effekts und die große Chance, die sich dadurch für den beruflichen Kontext ergibt, einfach erklärt.

Definition des Pygmalion-Effekts

Der Pygmalion-Effekt ist eine Sonderform der sich selbsterfüllenden Prophezeiungen (engl. self-fulfilling prophecy). Letztere bezeichnen ganz allgemein und einfach erklärt, dass eine Vorhersage die Erwartungen und das Verhalten der davon Betroffenen, die daran glauben, entscheidend beeinflusst. Dadurch wird die Prognose selbst zu einer wesentlichen Ursache ihrer eigenen Erfüllung. Nice fact: Der Begriff „selbsterfüllende Prophezeiungen“ datiert bereits auf den Anfang des 20. Jahrhunderts (1911) und ist seitdem Gegenstand unterschiedlichster Experimente und Theoriebildungen.

  • Im Unterschied zu den klassischen sich selbsterfüllenden Prophezeiungen beschäftigt sich die Sonderform des Pygmalion-Effekts nicht mit den Auswirkungen, die eine Vorhersage (durch eine positive Rückkopplung) direkt bei den Betroffenen auslöst, weil diese davon wissen.
  • Der Pygmalion-Effekt beschreibt vielmehr, inwiefern eine nicht geäußerte, unbewusste Einschätzung (Vorhersage, Prognose) einer Autoritätsperson (zum Beispiel eines Vorgesetzten) indirekten Einfluss auf das Verhalten und die Leistung eines Menschen hat, der von dieser Erwartungshaltung oder Annahme selbst keine Ahnung hat. Getreu des Mottos: Man wird zu dem, wie einen die anderen sehen und folglich auch behandeln (Superstar vs. Unterperformer).
  • Dies ist auch das Thema für das 1913 uraufgeführte Theaterstück „Pygmalion“ des berühmten irischen Literaturnobelpreis- und Oskar-Preisträgers George Bernard Shaw. Dieser fasste den Kerngedanken sinngemäß wie folgt zusammen: „Wenn man davon absieht, was ein jeder sich leicht aneignen kann – sich gut anziehen, richtige Aussprache und so weiter – dann besteht der Unterschied zwischen einer großen Dame und einem Blumenmädchen wahrhaftig nicht in ihrem Benehmen, sondern darin, wie man sich gegen sie benimmt.“
Pygmalion-Effekt
Wie Erwartungen und Prophezeiungen die Leistungen beim Pygmalion-Effekt beeinflussen können.

2. Ursprung & Bedeutung: Woher kommt der Name „Pygmalion-Effekt“ überhaupt?

Der Name dieses psychologischen Phänomens geht auf die griechische Mythologie zurück. Demnach war Pygmalion von Zypern ein sehr begabter Bildhauer, dem es dafür umso mehr an Liebesglück mangelte. Enttäuscht von den wirklichen Frauen erschuf er eine weibliche Statue aus kostbarem Elfenbein, die genau seinen Vorstellungen und Erwartungen entsprach – in so vollendeter Perfektion, dass er sich in sie verliebte. Zum Glück erbarmte sich Aphrodite, die griechische Göttin der Liebe (von den Römern Venus genannt), und erweckte die Statue, die später den Namen „Galatea“ erhielt, zum Leben. Damit wurden die innigen Erwartungen des Pygmalion schließlich Realität.

  • Nice fact: Aus dieser Beziehung ging übrigens eine Tochter namens Paphos hervor, die zur Namensgeberin der zypriotischen Stadt Paphos und zeitweise der gesamten Insel wurde.
  • Diese Paphos hat dann zusammen mit dem Gott Apollo den Kinyras gezeugt, einen berühmten König von Zypern.
  • Dieser Kinyras war dann seinerseits Vater der so sagenumwobenen wie wunderschönen Myrrha – von der ihre Mutter behauptete, dass sie schöner war als selbst die Göttin Aphrodite.
  • Aus Zorn bestrafte Aphrodite die Myrrha, in dem sie diese in ihren eigenen Vater verlieben ließ. Durch eine weitere List ging daraus dann der prächtige Adonis hervor, der bis heute der Inbegriff der Männlichkeit ist.
  • Als der Vater die Täuschung erkannte, wollte er Myrrha töten. Aphrodite hörte jedoch das Flehen der Myrrha und verwandelte sie daraufhin in den (sehr wertvollen) Myrrhebaum.
  • Der über alle Maßen schöne Adonis rächte sich übrigens später für das Leid seiner Mutter, indem er Aphrodites inbrünstige Liebe nicht erwiderte…

3. Wie funktioniert der Pygmalion-Effekt konkret? Von Ratten über Schüler zu Mitarbeitern

Die wissenschaftliche Theorie stammt von dem deutschamerikanischen Psychologieprofessor Robert Rosenthal und seiner US-Kollegin Lenore F. Jacobson. Diese hatten 1965 ein Experiment an einer US-amerikanischen Grundschule durchgeführt, um den nur zwei Jahre zuvor von Rosenthal nachgewiesenen „Versuchsleiter-Effekt“ zu verallgemeinern.

  • Bei dem Versuchsleiter-Effekt (auch als Versuchsleitererwartungs-Effekt/-Artefakt oder Rosenthal-Effekt bezeichnet) haben zwei Gruppen von Studenten Laborratten desselben genetischen Stamms erhalten. Der einen Gruppe wurde jedoch gesagt, es handle sich um überdurchschnittlich intelligent gezüchtete „Superratten“. Die zweite Gruppe wiegte sich in der Annahme, außerordentlich dumm gezüchtete Exemplare vor sich zu haben.
  • Tatsächlich erzielten die beiden Gruppen in dem folgenden Labyrinth-Test höchst unterschiedliche Ergebnisse. Die angeblich intelligenteren Ratten zeigten deutlich bessere Leistungen. Da dies nicht auf eine klassische selbsterfüllende Prophezeiung zurückführbar war (die Ratten sprachen ja schließlich kein Englisch und hatten davon keine Ahnung), konnten nur die Erwartungen der Versuchsleiter alleiniger Auslöser der tatsächlich objektiv gemessenen Unterschiede sein.

Die Ursache und Wirkung des Pygmalion-Effekts in weiteren Feldversuchen

Die beiden Psychologen Rosenthal und Jacobson erdachten sich daraufhin ein weiteres Experiment, um den gefunden Versuchsleiter-Effekt auf seine Verallgemeinbarkeit zu untersuchen. Als Setting wählten sie die Lehrer-Schüler-Interaktion an einer Grundschule aus und maßen das Ausmaß des Effekts mittels Intelligenztests an den Schülern. Einmal vor Beginn des Experiments und ein zweites Mal acht Monate später, nach Ablauf der Versuchsdauer.

  • Den Lehrern wurde suggeriert, mit dem ersten Test würden diejenigen 20 % der Schüler und Schülerinnen identifiziert, bei denen innerhalb eines Schuljahres die größten Leistungssprünge zu erwarten seien. In Wahrheit wurden die 20 %, die den Lehrern dann genannt wurden, jedoch zufällig per Los ausgewählt. Die Schüler selbst wurden in völliger Unkenntnis über das Experiment gelassen.
  • Im Ergebnis zeigte sich, dass die Gruppe der zufällig auserwählten „Performer“ tatsächlich signifikant größere Leistungssteigerungen zeigten als der Rest der Klasse (die Kontrollgruppe).
  • Da sich die Rahmenbedingungen für die Experimentier- und die Kontrollgruppe nicht unterschieden (eine Klasse mit demselben Lehrer) und die Schüler und Schülerinnen selbst keine Ahnung davon hatten, blieb als Erklärung nur die Erwartungshaltung der Lehrer gegenüber ihren Schülern übrig.
  • Nice fact: In weiteren Experimenten haben andere Psychologen dann auch eine positive wie auch negative Variante des Effekts aufgezeigt. Positiv motivierend ist das der sogenannte „Galatea-Effekt“, negativ demotivierend der „Golem-Effekt“ (siehe unten). Weitere Studien zeigten zudem auch, dass das Phänomen nicht nur auf die Schule beschränkt ist, sondern auch im Beruf und der Arbeitswelt, im Kindergarten, im Alltag, in der Liebe und in Beziehungen wirksam ist.
  • Kritik: Es gibt auch andere Faktoren, die das Ergebnis der Feldexperimente beeinflusst haben können. Zum Beispiel eine statistisch immer dann automatisch auftretende Korrektur, wenn erste Messwerte besonders extrem ausgefallen sind. Rechnet man diese „Leistungssteigerung“ heraus, schwächt sich auch der Pygmalion-Effekt entsprechend ab. Verschiedene Metastudien verzeichneten daher auch unterschiedliche Ausmaße des Effekts, die zum Teil deutlich schwächer waren als die sehr großen Leistungssprünge in Rosenthals Originalexperiment. Folgeexperimente zeigten zudem, dass der Effekt in den ersten Wochen eines Schuljahrs am größten ist. Also wenn die Lehrer (im Beruf: Vorgesetzte) ihre Schüler (im Beruf: Mitarbeiter) noch nicht so gut kennen und schlecht einschätzen können.

Studie mit der AKAD Hochschule

4. Den Pygmalion-Effekt im Beruf richtig anwenden: Motivieren & Demotivation vermeiden!

Wollen Sie lieber eine Galatea oder einen Golem? Also ein Wirklichkeit gewordenes, glanzvolles Abbild Ihrer positiven Hoffnungen, das Ihre Erwartungen sogar noch übertrifft? Oder einen Golem, ein groteskes, menschenähnliches Wesen aus Lehm, das stumm und ohne eigenen Willen die Befehle seines Meisters ausführt? Denn so werden die positiven und negativen Varianten und Folgen des Pygmalion-Effekts im Beruf bezeichnet.

  • Ganz einfach erklärt und perfekt auf den Punkt gebracht hat diesen Unterschied der deutsch-österreichische Unternehmer und Milliardär Reinhold Würth, Gründer des Schrauben- und Befestigungsimperiums Würth:
  • „Eine Geschäftsleitung, die daran glaubt, 75 % der Beschäftigten seien faul, schlecht qualifiziert und Diebe, wird genau diese Belegschaft bekommen. Wenn hingegen davon ausgegangen wird, dass 98 % der Belegschaft einsatzfreudig und dem Unternehmen gegenüber positiv eingestellt sind, wird genau das passieren.“

Was lehrt der Pygmalion-Effekt konkret für den Beruf und die Arbeitswelt?

Die Quintessenz lautet, dass Sie mit einer wertschätzenden Unternehmenskultur viel, viel mehr erreichen als mit einer toxischen Unternehmenskultur, die das Potenzial im Unternehmen vergiftet und mit beiden Händen verschenkt. Dies gilt ganz besonders für neue Mitarbeiter und Auszubildende, die noch niemand im Unternehmen kennt, aber auch ganz allgemein für die tagtägliche Zusammenarbeit. Die Zauberformel für einen positiven Pygmalion-Effekt in Ihrem Unternehmen fußt somit auf drei wesentlichen Säulen: Eine wertschätzende Kommunikation, eine individuell passende Motivation und eine wirkungsvolle Konfliktprävention. Einige konkrete Tipps und Managementmethoden, wie Sie das als Führungskraft in Ihrem Unternehmen umsetzen können, haben wir Ihnen hier zusammengestellt!

Zitat Cyril Northcote Parkinson
Das Zitat von Cyril Northcote Parkinson beschreibt gut das Ziel des Pygmalion-Effekts.

5. Extra-Tipp: Den Pygmalion-Effekt mit den richtigen Zielen und Prozessen flankieren

Um einen möglichst positiven Pygmalion-Effekt in Ihrem beruflichen Umfeld zu erreichen, genügt es allerdings nicht, lediglich eine wertschätzende Unternehmenskultur zu etablieren. Auch die Organisation der Arbeit und Prozesse muss so geplant sein, dass die Erfolge nicht gleich wieder auf dem Altar des alltäglichen Chaos, Stress und Tohuwabohus geopfert werden. Das bedeutet konkret, zuerst die richtigen Ziele zu finden, die ausreichend ambitioniert, aber dennoch erreichbar sind. Und dann effiziente und transparente Prozesse zu definieren, die das Erreichen dieser Ziele fördern. Einige zentrale Management-Strategien, wie Sie das schaffen können, haben wir Ihnen hier zusammengefasst.

Büro-Kaizen Video-Tutorial: Die 5 besten Microsoft Teams Tipps für Führungskräfte

(Dauer 10:58 Minuten)

Inhalt dieses Video-Tutorials zu Microsoft Teams für Führungskräfte:

  1. Einleitung 00:00
  2. Kommunikation zentralisieren 00:28
  3. Aufgaben übersichtlich managen 02:38
  4. Dateien zentral ablegen und wiederfinden 04:05
  5. Teamarbeit braucht Spielregeln 05:33
  6. Führen durch Vorbild 07:28


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