Die Mañana-Kompetenz – selten hat mich ein Buch so bewegt. Ich bin Jürgen Kurz, und seit ich das Werk von Gunter Frank und Maja Storch gelesen habe, lässt mich eine Frage nicht mehr los: Besitzen wir eigentlich noch die Fähigkeit, nichts zu tun und nichts zu wollen? Ich bin überzeugt – ohne Mañana laufen wir Gefahr, unzufrieden am eigenen Leben vorbeizuleben oder zum Opfer unserer eigenen Erfolge zu werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Mañana-Kompetenz: Das Buch
Das Buch „Die Mañana-Kompetenz“ von Gunter Frank und Maja Storch bietet einen neuen Blick auf Stressbewältigung und Selbstfürsorge.
Die Autoren kritisieren die gängige Vorstellung von Work-Life-Balance und betonen, dass ständige Selbstoptimierung oft zu mehr Stress führt. Stattdessen plädieren sie für die Entwicklung einer „Mañana-Kompetenz“ – die Fähigkeit, bewusst Pausen einzulegen und ohne schlechtes Gewissen abzuschalten.
2. Was ist Mañana & wie funktioniert es?
In unserer westlichen Kultur, ob in Europa, den USA oder Australien, ist der Wunsch nach ständiger Verbesserung und Selbstoptimierung tief in der kulturellen Identität verankert. Dieser Wunsch drückt sich auch in der Freizeitgestaltung aus. Nichts tun ist keine Option! Stattdessen machen wir Power Yoga, trainieren in der Freizeit für einen Triathlon oder nehmen uns vor, die 1.000 schönsten Orte Europas zu besuchen. Wir stürzen uns mit so viel Ehrgeiz in das Projekt „Work-Life-Balance“, dass wir gar nicht merken, dass auch unsere Freizeit in Stress ausartet. Mañana ist genau das Gegenteil. Es kommt aus dem Spanischen und bedeutet „morgen“. Mañana ist die Fähigkeit, nichts zu tun und nichts zu wollen.
- Medizinisch ausgedrückt ist Mañana die Fähigkeit, den Parasympathikus gezielt zu aktivieren. Der Gegenspieler des parasympathischen Systems ist der Sympathikus. Er versetzt uns in die Lage zu kämpfen und zu flüchten. Im Sympathikus-Modus sind wir schnell, effektiv und arbeiten wie am Fließband unsere To-Do-Listen ab. Im Parasympathikus-Modus reguliert der Körper alle Fluchtorgane zurück in den Schongang. Das Herz beruhigt sich und schlägt wieder langsamer. Die Muskulatur entspannt sich. Der Blutdruck sinkt zurück auf den Normalwert.
2.1 Wie komme ich überhaupt auf das Thema?
Vor einigen Monaten wurde ein guter Freund von mir krank. Er fiel monatelang aus. Und das, obwohl er ein Powermensch ist, einer auf der Überholspur, ein unglaublich fleißiger und zäher Typ. Die Diagnose hieß Burnout. Ich war schockiert und fragte mich, wie das passieren konnte. Als ich anfing, mich mit Burnout zu beschäftigen, wurde mir schnell klar: Burnout ist nicht die Krankheit der Faulenzer. Es ist die Krankheit der Leistungsträger. Es ist die Falle der Tüchtigen! Also der Typen, mit denen ich mich identifiziere und zu denen ich mich gerne zähle. Dass der Wunsch, zu den Besten zu gehören, auch eine dunkle Seite haben kann, ist mir erst in diesem Moment so richtig bewusst geworden.
- Spätestens seit ich das Buch „Die Mañana-Kompetenz“ von Gunter Frank und Maja Storch gelesen habe, bin ich überzeugt, ohne Mañana laufen wir Gefahr, unzufrieden am eigenen Leben vorbeizuleben oder zum Opfer unserer eigenen Erfolge zu werden.
2.2 Die Insel der Behaglichkeit
Vor ein paar Jahren fragte ich mich, was mir in meinem Arbeitsalltag fehlt. Ich war erfolgreich und zufrieden, aber während eines Aufenthalts in Kroatien dachte ich: „Wie schön wäre es, öfter hier zu sein?“ Damals schien das unmöglich – zu weit weg, zu wenig digital. Doch mit der Zeit änderte sich alles: mobiles Arbeiten wurde Realität. Heute arbeite ich regelmäßig von dort aus, ganz entspannt bei meiner Familie.
Kroatien ist mein persönlicher Rückzugsort. Ihr Ort kann ganz woanders sein – wichtig ist, dass Sie Ihre „Inseln der Behaglichkeit“ finden. Es geht um echtes Wohlbefinden, das man nicht denkt, sondern spürt – im Körper, nicht im Kopf. Diese Momente helfen uns, raus aus dem Dauerstress zu kommen. Finden Sie heraus, was das für Sie ist.
2.3 Die 7 Typen der Mañana-Zonen
In „Die Mañana-Kompetenz“ stellen Frank und Storch verschiedene Wege vor, wie man den Sympathikus (also den Stressmodus) herunterfahren und den Parasympathikus (den Entspannungsmodus) aktivieren kann. Sie unterscheiden dabei verschiedene Typen mit individuellen Neigungen – die sogenannten „Mañana-Zonen“:
- Wärme
- Sport
- Rückzug
- Aktivierbarkeit
- Geselligkeit
- Spiritualität
- Intellektuell-musische-Betätigung
Die zentrale These: Jeder Mensch hat eigene Mañana-Reserven – Quellen der Erholung, die ganz individuell wirken. Um echte Mañana-Kompetenz zu entwickeln, geht es darum, herauszufinden, was einem persönlich guttut – und was eher das Gegenteil bewirkt. Der Schlüssel liegt also nicht im „alles mitnehmen“, sondern im gezielten Auswählen. Wer seinen Typ kennt, lebt entspannter. Wer alles will, bekommt oft nichts davon richtig.

3. Mañana-Rituale entdecken – Was tut mir gut?
Schaue ich auf die 7 Zonen scheint es bei mir die Geselligkeit, also der soziale Kontakt mit der Familie aber auch meine Wärmeneigung zu sein, die mir helfen, Behaglichkeit zu empfinden und Mañana zu erleben. Deswegen ist Kroatien mit seinen warmen Abenden mit der Familie der perfekte Ort für mich. Doch im Laufe der Jahre habe ich auch neben meinen Reisen nach Kroatien weitere Mañana-Rituale entwickelt:
- Freitags gehe ich um spätestens 14 Uhr nach Hause: Ich freue mich auf die Zeit mit der Familie und lasse das Büro hinter mir. Am Wochenende begleite ich meine Frau und unsere Tochter bei ihren Stadtbummeln oder gehe mit meinem Sohn zum Fußball.
- Samstags mache ich stets meine Wochenplanung für die kommende Woche: Ich liebe die Ruhe, wenn ich an meinem Laptop arbeite und die alte Woche abschließen kann. Ich kann den Rest des Wochenendes genießen, weil die neue Woche vorbereitet ist.
- Ich freue mich auf Sonntag: Sonntag ist der Tag, an dem ich mir bewusst einen Obstsalat schnipple, laufen gehe und die Zeitung lese.
All diese Dinge funktionieren bei mir! Sie müssen nicht bei Ihnen funktionieren. Mein Wochenplanungsritual wäre so z.B. nicht möglich, wenn nicht meine Frau zu gleicher Zeit immer einen eigenen festen Termin hätte. Das ist eine Absprache, die für uns passt und die für Sie völlig unpassend sein kann.
4. Weitere Tipps für mehr Mañana im Alltag
- Lösen Sie sich vom sozialen Druck: Nur weil andere joggen, heißt das nicht, dass es auch für Sie das Richtige ist. Sport kann helfen – muss aber nicht. Wichtig ist, herauszufinden, was Ihnen guttut. Als ich begann, regelmäßig nach Kroatien zu reisen, kam Kritik: „Na der kann sich was leisten.“ Egal – es hilft mir. Und genau darum geht’s: Die eigene Mañana-Zone entdecken, frei von Erwartungen anderer.
- Glückliche Menschen sind erfolgreich – nicht umgekehrt!: Früher dachte ich: Wer erfolgreich ist, wird glücklich. Heute weiß ich: Glück ist die Grundlage für echten, nachhaltigen Erfolg. Dauerstress – also ein ständig aktiver Sympathikus – macht krank, kaputt und einsam. Wer lernen will, lange leistungsfähig und erfüllt zu bleiben, muss bewusst abschalten können.
- Den Parasympathikus im Alltag aktivieren: Erholung passiert nicht einfach so – man muss sie lernen. Das Buch nennt das „Selbstpriming“: kleine Erinnerungen im Alltag, die uns helfen, in den Entspannungsmodus zu kommen. Für mich ist das Kroatien. Für Sie kann es etwas anderes sein – ein Bild, ein Lied, ein Gegenstand. Wichtig ist: Sie verbinden es mit echtem Wohlgefühl.