Netiquette beschreibt die Regeln für gutes Benehmen in der digitalen Kommunikation. Sie hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden und ein angenehmes Miteinander zu fördern. In diesem Beitrag erfahren Sie, was Netiquette bedeutet, warum sie wichtig ist und wie Sie sie im Alltag, insbesondere online und per E-Mail, aber auch in der Kommunikation sinnvoll anwenden können.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Bedeutung von Netiquette
1.1 Definition: Was ist Netiquette?
Der Begriff „Netiquette” ist eine wortspielerische Zusammensetzung aus den Wörtern „Net” (Netz) und „Etikette” (Benimm- bzw. Verhaltensregeln). Kurz gesagt geht es also um Benimmregeln im Internet. Dies betrifft sowohl die E-Mail-Kommunikation als auch Foren oder die Kommentarspalten auf den sozialen Medien wie YouTube, Facebook und Instagram.
1.2 Warum ist Netiquette wichtig?
Wer innerhalb und zwischen Unternehmen sowie beim Kundenkontakt auf die Netiquette achtet, kann von vielen positiven Veränderungen profitieren. Eine Netiquette wirkt sich unter anderem auf folgende Bereiche aus:
- Stimmung im Unternehmen
- Ruf des Unternehmens
- Kundenzufriedenheit
- Schnellere Antwortraten

2. E-Mail Netiquette: Diese Regeln gelten bei der E-Mail-Kommunikation
Kundenfreundlichkeit ist nicht nur unter vier Augen, sondern auch digital enorm wichtig. Aber auch innerhalb eines Unternehmens kann eine Netiquette die Effizienz steigern. Eine Netiquette-E-Mail ist also keine Spielerei, sondern wichtig für den dauerhaften Erfolg eines Unternehmens.
Die folgenden zehn Tipps helfen Ihnen, Ideen für Ihre persönliche Netiquette im Bereich der E-Mail-Kommunikation zu entwickeln:
Fragen Sie sich, ob die E-Mail das richtige Medium ist: |
Diese Regel erspart vor allem eines – Zeit. Prüfen Sie, ob das persönliche Gespräch oder ein Telefonat nicht geeigneter sind. Kritik sollten Sie beispielsweise immer im persönlichen Gespräch, im Ausnahmefall am Telefon, aber niemals per E-Mail äußern. |
Vermeiden Sie Abkürzungen: |
Nutzen Sie Abkürzungen nur, wenn Sie sich sicher sind, dass Ihr Gegenüber auch versteht, was Sie meinen. Ansonsten sind E-Mail-Ping-Pong und Missverständnisse vorprogrammiert. Eine ausgeschriebene E-Mail ist außerdem ein Zeichen der Wertschätzung. Wenn Sie trotzdem Abkürzungen verwenden wollen, können Sie dies mit Textbausteinen tun, ohne dass der Empfänger das bemerkt. |
Schicken Sie die E-Mail nur an Personen, die auch wirklich betroffen sind: |
Im Empfängerfeld sollten nur Personen stehen, bei denen Handlungsbedarf besteht. Richtet sich eine E-Mail an mehrere Empfänger, werden die Betroffenen einzelner Passagen direkt angesprochen. Das @-Zeichen macht deutlich, an wen sich die nachfolgenden Gedanken richten. |
Gehen Sie sparsam mit dem Feld „CC“ um: |
Das „CC”-Feld sollten Sie ausschließlich für Personen nutzen, bei denen zwar kein Handlungsbedarf besteht, die aber informiert werden sollten. Dies kann in Arbeitsprozessen notwendig sein, bei denen mehrere Personen gleichzeitig direkt angesprochen werden (z.B. Person 1 und Person 2 werden bezüglich eines Berichtes angefragt. Person 1 antwortet und setzt Person 2 ins CC, damit sie weiß, dass die Sache erledigt ist.). |
Nehmen Sie sich Zeit für die Formulierung der Betreffzeile: |
Ein klarer Hinweis im Betreff erleichtert das Wiederauffinden der E-Mail und ermöglicht es dem Empfänger, die Dringlichkeit einzuschätzen. Formulieren Sie den Betreff beispielsweise wie folgt: „Erbitte Raumänderung für unser Meeting am 21.09.” oder „Kann ich den Beamer am 23.05. ausleihen?”. Weitere Hinweise, wie Sie die Betreffzeile Ihrer E-Mail effizient nutzen, finden Sie in unserem Blogbeitrag → 9 Tipps, wie Sie mit aussagekräftigen E-Mail-Betreffzeilen Ihre Effizienz und Öffnungsrate steigern. |
Formulieren Sie einen Zeitrahmen: |
„So schnell wie möglich” funktioniert oftmals nicht. Setzen Sie darum Termine mit der Angabe eines konkreten Datums und einer konkreten Uhrzeit z.B.: „Wäre es möglich, die Powerpoint bis Mi 12.00 Uhr zu erhalten?”. |
Halten Sie sich kurz: |
Formulieren Sie kurz und prägnant – aber nett! Wenn sich der Text nicht kürzen lässt, sollten Sie ihn wenigstens in Abschnitte unterteilen. Eine E-Mail sollte so kurz wie möglich und so lang wie nötig sein. |
Vermeiden Sie große Dateianhänge: |
Bei vielen E-Mail-Anbietern ist die Größe empfangbarer Anhänge beschränkt. Um zu vermeiden, dass die E-Mail zurückkommt, laden Sie große Anhänge am besten auf einen geeigneten Webserver, wie beispielsweise SharePoint oder OneDrive, und senden Sie dem Empfänger einen Link zum betreffenden Ordner bzw. zur betreffenden Datei. |
Beantworten Sie E-Mails blockweise: |
Das hilft Ihnen dabei, die anderen Tipps zu beherzigen, weil Sie sich ganz auf das Beantworten der E-Mails konzentrieren können. Damit Sie beim konzentrierten Arbeiten nicht von eingehenden E-Mails abgelenkt werden, sollten Sie die Push-Benachrichtigungen wenn möglich ausschalten. |
Antworten Sie binnen zwei Tagen: |
Es hat sich als Netiquette bewährt, eine Antwortzeit von maximal zwei Arbeitstagen zu vereinbaren. Ist dies nicht möglich, schreiben Sie dem Absender kurz, dass Sie erst in der kommenden Woche reagieren werden. Wenn die Antwort nicht länger als 5-Minuten braucht sollten Sie jedoch sofort antworten. Und wenn Sie sich im Urlaub befinden, hilft eine Abwesenheitsnotiz. |

2.1 Weitere Tipps, wie Sie mit den Netiquette-Regeln Ihre Online-Kommunikation (privat und beruflich) verbessern können:
- Achten Sie auf eine korrekte deutsche Rechtschreibung.
- Versenden Sie keine Kettenbriefe.
- „Kümmern Sie sich darum” ist eine unklare Anweisung. Machen Sie stattdessen genaue und präzise Aussagen.
- Wenn möglich, sollte sich eine E-Mail nur um ein Thema drehen.
- Ändern Sie bei längerer E-Mail-Kommunikation (Re: Re: Re: Die Kaffeemaschine!) die Betreffzeile.
- Schriftlich fixierte Netiquette-Regeln sind besser als mündliche Absprachen.
- Kurze E-Mails können nur in die Betreffzeile geschrieben werden. Zur Kennzeichnung werden diese E-Mails mit EOM (End of Message) oder mit drei Schrägstrichen abgeschlossen.
- Nutzen Sie Emoticons nur, wenn Sie den Empfänger gut kennen.
- Nutzen Sie eine automatische E-Mail-Signatur.
- Denken Sie vor dem Schreiben darüber nach, was Sie mit der E-Mail erreichen wollen.
2.2 Welche Anrede sollte in einer E-Mail verwendet werden?
Die Anrede hängt ganz vom Empfänger ab. Ihren Vorgesetzten sollten Sie besser nicht mit „Liebster Chef” anschreiben, während unter Kollegen ein „Liebe*r …” schon eher gängig ist. Bei Ihnen vertrauten Personen kann auch ein kurzes „Hallo” verwendet werden. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, sollten Sie jedoch die Anrede „Sehr geehrte*r …” verwenden.
Die Grußformel ist im Umgang mit E-Mails ebenso entscheidend. Wie Sie diese am besten für jede Situation formulieren, erfahren Sie in unserem Blogbeitrag → Finden Sie die ideale Grußformel für Ihre E-Mail – in nur 3 Sekunden!.
3. Netiquette Regeln in Online Meetings und Videokonferenzen
Die wichtigsten Netiquette-Regeln für Online-Meetings und Videokonferenzen (z. B. mit Microsoft Teams) haben wir in einer übersichtlichen Infografik für Sie zusammengestellt. Weitere Tipps, wie Sie Videokonferenzen effizient durchführen, finden Sie hier: Leitfaden für effizientere und produktivere Besprechungen: Schritte, Tipps & Tools.

4. Netiquette Regeln im Internet und Social-Media
Die Netiquette im Internet ist stets situationsabhängig. Für ein firmeneigenes Intranet gelten vermutlich deutlich strengere Regeln als beim Kommentieren auf Facebook oder Instagram. Nichtsdestotrotz tragen einige grundlegende Netiquette-Regeln auch allgemein zu einem angenehmeren Umgang im Internet bei.
- Stellen Sie sich vor, der andere säße Ihnen persönlich gegenüber. Versuchen Sie, sich in die Person hineinzuversetzen, und fragen Sie sich, welche Wirkung Ihre Nachricht haben könnte.
- Pflegen Sie einen wertschätzenden Umgang. Wer sich bedankt und gute Beiträge würdigt, sorgt für eine Kultur der Ermutigung.
- Beleidigungen sind ein absolutes No-Go. Bleiben Sie bei der Sache, anstatt andere persönlich anzugreifen. „Wie kann man nur so verblödet sein!” sollten Sie durch „Gegen diesen Punkt spricht …” ersetzen. Halten Sie sich mit Kommentaren zurück, wenn Sie keine Zeit haben, sich inhaltlich auseinanderzusetzen. Persönliche Angriffe führen selten zu Einsicht bei der angegriffenen Person und vergiften lediglich die Atmosphäre.
- Schreiben Sie klar und prägnant nach den Regeln der deutschen Rechtschreibung. Es muss nicht perfekt sein, aber über eine Kommentarspalte voller Halbsätze freut sich auch niemand.
- Wiederholen Sie nicht, was bereits geschrieben wurde. Hinterlassen Sie stattdessen ein „Like” unter dem entsprechenden Kommentar.
- Belegen Sie Ihre Aussagen wenn möglich mit Quellen.
- Teilen Sie öffentlich nur Inhalte, die auch Ihr Chef oder Nachbar ohne Bedenken sehen dürfte.
- Achten Sie auf Urheberrechte. Bilder und andere Medien dürfen nur unter bestimmten Umständen kopiert und verwendet werden.
- Achten Sie auf Internetsicherheit. Geben Sie keine persönlichen Daten öffentlich weiter.
- Fragen, die sich mit einer kurzen Google-Suche beantworten lassen, haben in Foren nichts zu suchen.
- In vielen Foren finden sich auch offizielle Netiquette-Regeln, die es beim Kommentieren und Schreiben zu beachten gilt.
Zusatzinfo: Bei Benimmregeln für Messengerdienste wie WhatsApp oder andere Chats spricht man auch von „Chatiquette”.
5. Netiquette Regeln im Großraumbüro und im Unternehmen – Tipps für die Kommunikation
- Beschränken Sie sich auf das Wichtigste.
- Höflichkeit hat noch niemandem geschadet. Echte Höflichkeit, keine aufgesetzte, ist ein Muss im täglichen Umgang mit anderen Menschen.
- Es gibt viele Firmen, die Wasser predigen, aber Wein trinken. Während nach außen hin eine sagenhafte Freundlichkeit zur Schau gestellt wird, bricht diese in sich zusammen, wenn man einmal hinter die Kulissen schaut. Gehen Sie deshalb immer mit gutem Beispiel voran.
- Legen Sie Dos & Don’ts fest: Geben Sie in Ihrem Unternehmen Begriffe und Wortkombinationen vor, die in der Kommunikation mit Ihren Kunden nicht benutzt werden sollten. Wenn Sie eine Papiertaschentuch-Fabrik besitzen, möchten Sie sicherlich nicht, dass Ihre Mitarbeitenden gegenüber der Kundschaft sagen: „Man sollte immer ein Tempo dabei haben“, nur weil sich „Tempo“ als Begriff für alle Arten von Papiertaschentüchern eingebürgert hat. Sie möchten natürlich, dass Ihre Marke genannt wird.
- Übertreiben Sie es jedoch nicht: In manchen Kursen wird Angestellten genau vorgeschrieben, wie sie sich z. B. am Telefon begrüßen sollen. Dabei entstehen mitunter wahre Bandwürmer, die Anrufer schon beim Zuhören ermüden. Lassen Sie Ihrem Team deshalb immer Raum für Individualität. Geben Sie zwar Regeln vor, übertreiben Sie es aber nicht. Künstliche Netiquette wird sofort als das enttarnt, was sie ist: unecht und erzwungen.
- Bleiben Sie sachlich und kritisieren Sie das Verhalten einer Person, anstatt die Person direkt anzugreifen. Anstatt „Du bist einfach faul und unpünktlich!” könnte ein Satz wie „Heute waren Sie zum dritten Mal zu spät. Wie können wir eine Lösung für dieses Problem finden?” sorgen.

6. Extra-Tipp: Gemeinsam Verhaltensregeln festlegen
Legen Sie gemeinsam im Team Verhaltens- bzw. Spielregeln für Ihr Unternehmen fest. Diese helfen Ihnen, eine klare Kommunikation nicht nur intern, sondern auch extern aufrechtzuerhalten. In unserem Download-Center stehen verschiedene Spielregeln kostenfrei zur Verfügung:
→ E-Mail-Spielregeln bei Büro-Kaizen: Um Klarheit zu schaffen und um möglichst effizient mit dem Thema umzugehen, haben wir uns bei Büro-Kaizen® auf diese E-Mail-Spielregeln geeinigt.
→ Spielregeln für Videokonferenzen: Unsere Empfehlung ist, für interne Projektarbeit Microsoft Teams zu verwenden und für externe Zusammenarbeit und Schulungen Zoom.
→ 22 Verhaltensregeln für den effizienten E-Mail-Umgang: Die nachfolgenden Tipps sollen Ihnen helfen, die Effizienz beim Umgang mit E-Mails zu erhöhen. Z. B. Verarbeiten Sie E-Mails im Block und mit der 5-Minuten-Regel.