Im besten Fall funktioniert Kommunikation reibungslos und ohne Missverständnisse. Was aber so offensichtlich klingt, ist alles andere als das. Der Kommunikationsalltag ist immer wieder voller Missverständnisse. Dieses Thema ist so komplex, dass sich Kommunikationswissenschaftler bereits seit Jahrzehnten darüber Gedanken machen, wie Menschen sich besser verständlich machen können. Eines der wichtigsten Konzepte dieser Wissenschaft ist das sogenannte Sender Empfänger Modell. Es soll dabei helfen, Missverständnisse auszuräumen, wann immer Sender und Empfänger nicht die gleiche Sprache sprechen, sei es im Wortsinn, oder wegen einer nicht bedachten Doppeldeutigkeit einer Aussage.
Inhaltsverzeichnis
Wer hat das Sender Empfänger Modell erfunden?
Das Kommunikationsmodell „Sender Empfänger Modell“ wurde in den 1940er Jahren von den amerikanischen Mathematikern Claude E. Shannon und Warren Weaver entwickelt. Es ist deshalb auch unter dem Name „Shannon-Weaver-Modell“ bekannt. Das Ziel dieses Modells ist es, die Kommunikation zwischen Sender und Empfänger zu optimieren und richtig zu übermitteln. Der Sender muss bei seiner Nachricht also darauf achten, dass er diese so formuliert, dass der Empfänger sie richtig verstehen und beantworten kann.
Wie funktioniert das Sender Empfänger Modell?
Das Prinzip klingt so einfach. Ein Sender und ein Empfänger einer Nachricht machen Kommunikation erst möglich. Das Gelingen dieser Kommunikation ist allerdings davon abhängig, ob die Nachricht in der gewünschten Form auch beim Empfänger angekommen ist. Deshalb steht am Ende des Sender Empfänger Modells immer ein Feedback, eine Rückmeldung des Empfängers. Erst mit dem Feedback wird klar, ob Sender und Empfänger denselben Kommunikations-Code haben. Dafür muss der Sender bereit sein, nicht ausschließlich Sender von Nachrichten zu sein. Er muss auch die Position des Empfängers einnehmen. Genau hierin liegt eine große Chance, viele Kommunikationsprobleme zu vermeiden, die Sie für Ihre Kommunikation nutzen können.
Wie kann ich das Sender Empfänger Modell für eine bessere Kommunikation nutzen?
Das Problem jeglicher Kommunikation hat der Verhaltensforscher Konrad Lorenz (geb. 1903, gest. 1989) einmal in einem Bonmot zusammengefasst:
„Gedacht ist nicht immer gesagt. Gesagt ist nicht immer gehört. Gehört heißt nicht immer verstanden. Verstanden heißt nicht immer einverstanden. Einverstanden heißt nicht immer angewendet. Angewendet heißt nicht immer beibehalten.“
Für Ihre persönliche Kommunikation sollten Sie sich stets in Erinnerung rufen, dass Kommunikation immer zwei Seiten hat. Was Sie sagen wollen und was bei Ihrem Gegenüber ankommt, kann etwas vollkommen anderes sein. Auch was Sie als Empfänger verstanden haben, muss nicht das sein, was gemeint war.
Wenn Sie es schaffen, die Perspektive zu wechseln, ein Feedback einzuholen, Rückfragen zu stellen und sich einzufühlen, statt zu streiten oder sich im Stillen zu ärgern, zeigen Sie große Empathie und umgehen Probleme und Missverständnisse, bevor aus ebenjenen Missverständnissen Streit wird. Die Antwort Ihres Gesprächspartners ist ein ganz wichtiger Teil des Austauschs. Fällt das Feedback so aus, wie Sie es erwartet haben oder nicht? Sobald Sie feststellen, dass Zweiteres der Fall ist, gilt es darauf einzugehen und zu analysieren, was das Missverständnis hervorgerufen hat.
Beachten Sie auch eines: Ein Feedback kann nicht nur in wörtlichen Aussagen bestehen. Achten Sie unbedingt auch auf körperliche Signale, Körpersprache, Gestik und Mimik. Fassungslosigkeit auf Seiten des Empfängers sollten Sie unbedingt auf den Grund gehen, da offenbar geklärt werden muss, dass das (hoffentlich) nicht Ihre Absicht war.
Was kann die Kommunikation zwischen Sender und Empfänger stören?
Was man oft nicht bedenkt, wenn man von Kommunikation spricht: Die Sprache ist nur ein kleines Feld der Kommunikation. Kommunikation erschöpft sich bei weitem nicht nur in schriftlicher oder mündlicher Sprache, in Worten, Buchstaben und Satzzeichen. Allein schon Satzzeichen, diese kleinen Bestandteile von Sätzen, können unbeabsichtigt eine starke Wirkung entfalten. So sollte man bei der schriftlichen Kommunikation etwa darauf verzichten, hinter jedem Satz gleich drei Ausrufezeichen zu platzieren. Meistens wird das als Anschreien verstanden, obwohl es vielleicht nur die Begeisterung für etwas untermalen sollte. Dasselbe gilt für Schreiben ausschließlich mit Großbuchstaben. Es wirkt wie angeschrien werden, ist also kein gutes Mittel, um etwas sachlich zu erklären oder freudige Emotionen auszudrücken.
Sprache, Schreiben und Sprechen sind das Eine. Doch viele weitere Faktoren haben einen Einfluss darauf, ob eine Nachricht vom Sender eins zu eins beim Empfänger ankommt. Beispielsweise gibt es die paraverbale Kommunikation, also die Kommunikation, die über Stimmlage, Lautstärke, Sprechtempo und auch Tonfall sowie bewusster und unbewusster Sprechpausen Botschaften vermittelt, die eine starke Wirkung haben. Es kann den Inhalt identischer Worte komplett verändern, wenn man sie schreit oder wenn man in neugieriger Haltung nachfragt.
Ein Beispiel: Sie haben Ihrer Mitarbeiterin aufgetragen, dass sie bei einem Schreibwarengeschäft neues Druckerpapier besorgen soll. Sie bejaht, fügt aber an, dass es günstiger und zeitsparender ist, dieses Papier im Onlineshop des Geschäfts zu besorgen. Sie antworten: „Ja klar, prima, dann gehen Sie doch online einkaufen.“ Mit einem freudigen Lächeln und einer aufmunternden Stimme klingt das wie eine motivierende Aufforderung und fast ein Lob für die gute Idee. Mit genervter Stimme klingt das, als machten Sie Ihrer Mitarbeiterin einen Vorwurf. Ebenso käme es falsch herüber, wenn Sie ganz laut sprechen oder schreien: „JA KLAR! PRIMA! DANN GEHEN SIE DOCH ONLINE EINKAUFEN!!!“
Doch auch ganz ohne Worte funktioniert das Sender Empfänger Modell. Den gleichen Grundsätzen unterliegt die Körpersprache. Dabei werden feine bewusste wie unbewusste Körpersignale vom Empfänger wahrgenommen. Verschränkte Arme bedeuten eine ablehnende Haltung, ein Achselzucken kann Ahnungslosigkeit bedeuten, aber auch Gleichgültigkeit. Große Augen und hochgezogene Augenbrauen zeugen von Überraschung. Das sind Signale, die oft unterbewusst wahrgenommen werden und wirken und genau das birgt Gefahren, unabhängig von dem, was gesagt wurde. Im digitalen Zeitalter sind sogar Emoticons Teil der Kommunikation geworden, die ein weiterer Code zur Übermittlung einer Botschaft sind.
Wie Sie interkulturelle Missverständnisse gekonnt umschippern
In einer globalisierten Welt haben auch die Möglichkeiten sich misszuverstehen zugenommen, was nicht allein auf die sprachlichen Barrieren zurückzuführen ist. Wer vermeiden will, sich interkulturell kommunikativ in die Fettnäpfchen zu setzen, sollte sich unbedingt über Gepflogenheiten bezüglich Kommunikation vor allem auch in Gestik und Mimik informieren. Während ein Daumen hoch bei uns soviel heißt wie „Find ich gut, passt perfekt!“, ist dieses Zeichen Downunder in Australien, in Teilen Asiens und Afrikas, Russland und Lateinamerika eine miese Beleidigung. Oder das Victory-Zeichen, bei dem Mittel- und Zeigefinger ein „V“ in die Luft strecken: Für uns ist es ein Zeichen von „victory“ (Sieg) sowie „peace“ (Frieden). Ein Australier, Brite oder Malteser kann sich arg beleidigt fühlen, wenn man ihm dieses Zeichen zeigt.
Ebenso sollten Sie sich informieren, was Kopfschütteln und nicken in anderen Regionen der Welt bedeuten. In vielen arabischen Ländern, in Süditalien und Griechenland etwa, werfen die Menschen den Kopf in den Nacken, um etwas abzulehnen oder zu verneinen. Indien, Bulgarien und Pakistan bewegen den Kopf hin und her, um etwas zu bejahen, für uns sieht es aber wie ein Nein (Kopfschütteln) aus.