Prozessoptimierung: Methoden, Anleitung & Vorgehen – mit Beispielen und Praxistipps


Die Prozessoptimierung sorgt allgemein für schnellere Abläufe, mit weniger Fehlern und das zu günstigeren Kosten. Und das führt automatisch auch zu freieren Schreibtischen und entspannteren Mitarbeitern. Damit bedeutet Prozessoptimierung keinesfalls, dass Hetze, Akkord und das Drangsalieren mit der Stoppuhr einsetzen sollen. Stattdessen soll vielmehr die viele unnütz verschwendete Arbeitszeit, die vor allem für Suchen, Warten und unklare Prozesse vergeudet wird, reduziert werden. Mit Büro-Kaizen – der japanischen Managementmethode der schrittweisen Optimierung von Abläufen und Prozessen – werden seit Anfang der 2000er Jahre einfache und zugleich hocheffiziente Methoden entwickelt, um analoge und digitale Arbeitswelten besser zur organisieren.

1. Definition und Synonyme: Was bedeutet „Prozessoptimierung“?

Prozessoptimierung (englisch: process optimisation) ist die Verbesserung von Abläufen, um die Effizienz und Effektivität eines Prozesses zu steigern (von Entwicklungs-, Produktions-, Arbeits- und Geschäftsprozessen). Das betrifft die dafür aufgewendete Zeit, die Qualität der Ergebnisse (Fehlerquote) und den Einsatz der dafür benötigten Ressourcen.

Gängige Synonyme sind Geschäftsprozessoptimierung (GPO), Prozessverbesserung, Prozessorganisation, Prozessmanagement, Ablaufverbesserung, Ablaufoptimierung, Ablauforganisation, KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess).

Prozessoptimierung
Durch Prozessoptimierung wird das Verbessern bestehender Abläufe angestrebt.

2. Warum ist die Prozessoptimierung so immens wichtig?

Die Prozessoptimierung ermöglicht, dass die Arbeitszeit sinnvoller verwendet, statt sinnlos verschwendet wird. Dabei ist die Verringerung von Zeitverschwendung eines der drängendsten Themen unserer Zeit! Denn Zeitverschwendung kostet nicht nur an sich bares Geld, sondern verschärft auch noch den Fachkräftemangel – und der geht vielen Betrieben an die Substanz. Hier die aktuellen Zahlen und Fakten dazu.

Fraunhofer-Studie „Lean Office“: Büro-Kaizen Studie „Arbeitseffizienz“:
Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung hat in seiner großen Studie „Lean Office 2016“ festgestellt, dass im Durchschnitt 32 % unserer täglichen Arbeitszeit unproduktiv verpufft. Das meiste geht dabei in schlecht abgestimmten Prozessen flöten, die entweder lange Leerlaufzeiten oder Staus mit unnötigen Wartezeiten verursachen. Das sorgt nicht nur für wirtschaftliche Schäden im Unternehmen selbst, das sich einer effizienteren Konkurrenz stellen muss, sondern führt auch zu Unzufriedenheit, Stress und Überlastung bei den Mitarbeitern. Die gemeinsame Langzeitstudie (2013 bis 2022) von Büro-Kaizen und der AKAD-Hochschule in Leipzig hat diese Ergebnisse bestätigt. 19,6 % der Arbeitszeit verwenden Mitarbeiter allein für die Suche nach analogen und digitalen Dingen, 13,4 % der Arbeitszeit gehen im Schnitt durch ineffiziente Besprechungen verloren und 20,7 % der Bearbeitungszeit für E-Mails ist reine Zeitverschwendung. Hinzu kommen noch die Probleme an den Schnittstellen (mit 15,5 % der Arbeitszeit) sowie unklare Absprachen und Zuständigkeiten, die noch einmal 13,7 % der Arbeitszeit kosten!

Produktion hui, Büro pfui? Die Optimierung der Büroprozesse wird am häufigsten vernachlässigt!

Vor allem dort, wo das Augenmerk auf qualitativ hochwertigen Produkten liegt – deren Fertigung bis nahe an die Perfektion optimiert wird – fliegen die Prozesse in den Büros oftmals unterhalb des Radars. Dabei entstehen gerade hier, das zeigt unsere Beratungserfahrung immer wieder in der Praxis, die Fehler, die am leichtesten begangen werden, am schwierigsten zu finden sind und die häufig mit die teuersten Auswirkungen und Folgen haben.

Effiziente, stabile und durchdachte Prozesse dienen aber nicht nur der Wirtschaftlichkeit und der Wettbewerbsfähigkeit, sondern sorgen auch für Zufriedenheit und mehr Spaß an der Arbeit. Weil es dann besser läuft. Weil dann klar ist, wer was wann und wie erledigt. Und weil Umwege, tröpfelnde Prozesse, Zeitverschwendung, Stress und Überstunden der Vergangenheit angehören. Wer also die Prozesse in seinem Unternehmen nicht kontinuierlich Schritt-für-Schritt optimiert, verschenkt wertvolles Potenzial, kostbare Zeit und damit bares Geld.

3. Wie funktioniert die Prozessoptimierung? Welche Möglichkeiten, Methoden & Ansätze gibt es?

Ein Prozess ist erst dann optimal, wenn nichts mehr weggelassen werden kann, ohne das Ergebnis dadurch zu verschlechtern. Oder anders gesagt: Einfaches ist selten genial, aber Geniales ist immer auch einfach – entweder es geht einfach oder es geht einfach nicht! Es geht also nicht darum, in derselben Zeit mehr zu arbeiten, sondern intelligenter und dadurch insgesamt sogar weniger (zum Beispiel keine Überstunden mehr).

Die drei Kernaufgaben einer Prozessoptimierung:

  1. Zeitverschwendung minimieren (Such-, Warte- und Wegezeiten und unnötige Doppelarbeit)
  2. Fehlerquoten reduzieren
  3. Ressourceneffizienz verbessern (Einsatz von Material, Energie und Bestandskontrolle)
Kernaufgaben einer Prozessoptimierung
Bei einer Prozessoptimierung gibt es drei Kernaufgaben: Zeitverschwendungen minimieren, Fehlerquoten reduzieren und Ressourceneffizienz verbessern.

Die wichtigsten Methoden für die Optimierung von Prozessen und Abläufen aller Art:

  • Prozessanalyse (= Prozesslandkarte x Prozessdokumentation)
  • Gemba Walk (= der Arbeitsprozess muss vor Ort verstanden und beobachtet werden)
  • DMAIC Methode (= definieren, messen, analysieren, verbessern und steuern)
  • Wertstromanalyse (= Aufdecken und Optimieren der Schwachstellen in den Geschäftsprozessen)
  • Six Sigma (= eine statistisch-analytische Methode zur Optimierung der Geschäftsabläufe)
  • Kaizen (= „Veränderung zum Besseren“; also die kontinuierliche Optimierung von Prozessen und Abläufen in kleinen Schritten)
Methoden zur Prozessoptimierung
Die wichtigsten Methoden zur Optimierung von Prozessen und Abläufen.

Wie funktioniert die Prozessoptimierung mit Büro-Kaizen?

Kurz zusammengefasst sind es diese universellen Kaizen-Prinzipien, die helfen, die Abläufe und Prozesse im Unternehmen zu verbessern und kontinuierlich zu optimieren:

  • Die Prinzipien von Büro-Kaizen fördern keine starre Strukturen, die sich für Jahrzehnte nicht mehr ändern, sondern eine kontinuierliche und schrittweise Verbesserung.
  • Dabei ist jede Lösung besser als keine Lösung. Denn Perfektion ist eine Illusion – und kleine Schritte sind besser als Stillstand. Sie sind Anfang, Weg, Ziel und Mittel zum Zweck zugleich.
  • Alle Faktoren, die Prozesse unnötig verlangsamen, werden optimiert oder beseitigt. Denn schneller, besser und entspannter zu arbeiten, davon haben alle Beteiligten etwas – Firma, Mitarbeiter und Kunden.
  • Ein Kernprinzip von Büro-Kaizen lautet auch: „Alles hat einen Platz, alles hat seinen Platz.“ Das schafft Orientierung, Sicherheit und eine verlässliche Grundlage – in allen Bereichen, vom Büro bis zuhause.
  • Eine ausführlichere Beschreibung des Büro-Kaizen-Prinzips finden Sie hier.

4. Schritt 1 der Prozessoptimierung mit Kaizen: Die Zeitverschwendung minimieren

Es gibt vier Hauptbrocken, die zusammen für fast die gesamte Zeitverschwendung in Prozessen verantwortlich sind.

a) Lange Suchzeiten (nach analogen und digitalen Dingen)
b) Unnötige Wartezeiten mit Leerlauf (v.a. an den Schnittstellen)
c) Zu lange Wegezeiten und Entfernungen (die räumlichen Distanzen sind zu groß)
d) Überflüssige Doppelarbeit (v.a. wegen Kommunikations- und Abstimmungsproblemen)

a) Wie lassen sich Suchzeiten verringern (analog und digital)?

Ordnung erspart Zeit fürs Suchen und ermöglicht eine professionelle Zusammenarbeit. Chaos hingegen verschwendet Zeit und schafft Unzufriedenheit. Das folgende Alltagsbeispiel bringt das plakativ auf den Punkt.

Ordnung reduziert die Suchzeiten: Ohne Ordnung verliert man Zeit und Nerven:
99,9 % aller Besteckschubladen haben ein Ordnungssystem, das jeder intuitiv begreift. Messer zu Messer, Gabel zu Gabel und Löffel zu Löffel. Kostet Sie dieses Ordnungssystem beim Ausräumen der Spülmaschine ungebührlich mehr Zeit? Was würde im Gegenteil passieren, wenn es kein Ordnungssystem gibt? Im Vergleich zur Besteckschublade ist die Plastikschüssel-Ecke bei den meisten Menschen ein bunter Wust, der Seufzen, genervtes Stöhnen und nicht selten wütendes Herumpfeffern der Einzelteile provoziert. Die Berge von Plastikdosen, die unstapelbar sind und immer mit dem falschen Deckel kreuz und quer in der Schublade herumpurzeln, kann nur eines bändigen: ein brauchbares Ordnungssystem.

Ähnlich sieht es aus, wenn wichtige Unterlagen schwierig zu finden sind. Wenn das Zusammensuchen der Informationen zu einem Projekt frustriert, weil es zu viel Zeit kostet. In einem System, in dem alles an seinem durchdachten Platz zu finden ist und auch dort wieder hingelangt, löst sich dieser Stressfaktor und die Suchzeiten werden signifikant verringert.

  • Wenn alles seinen Platz hat, kann es auch sofort gefunden werden. Feste Plätze reduzieren die Suchzeiten – das gilt für wichtige Kundendateien ebenso wie für Telefonnummern, Locher und Tacker.
  • Dafür muss nur jeder das Ablagesystem kennen (zum Beispiel durch visualisierte Aushänge direkt vor Ort) und sich an die Ablageregeln halten.
  • Die Verkürzung von Suchzeiten ist mittlerweile ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Unsere Arbeitseffizienz-Studie hat gezeigt, dass im Durchschnitt fast ein Fünftel der Arbeitszeit (19,6 %) fürs Suchen aller Art verwendet wird – das entspricht einem vollen Arbeitstag pro Woche oder einen dauerhaften Totalausfall pro fünf Mitarbeitern.
  • Wie einfach Sie die Prozesse rund um das Ablegen und Suchen sinnvoll strukturieren und optimieren können, finden Sie auf unserer → Themenseite rund um „Ablage-Systeme“.
Studie- Verwendung der Arbeitszeit
Unsere Studie zeigt, dass 19,6 % der täglichen Arbeitszeit für Suchzeiten anfällt.
Informations- und E-Mail-Flut begrenzen

Schneller Tipp zum sofort umsetzen: Begrenzen Sie die Informations- und E-Mail-Flut!

Zeitverschwendung durch Überinformation ist ein Fluch unserer Zeit. Dabei werden zwei Sorten von Informationen jeden Tag über jedes Unternehmen ausgegossen: Analoge und digitale. Also Briefe und Unterlagen sowie E-Mails, Chats, elektronische Dateien & Co. Und viel zu häufig stehen Personen in CC oder sitzen in Meetings, die dort eigentlich gar nicht reingehören. Zur Prozessoptimierung gehört nun auch, dass die richtigen Information immer zur rechten Zeit den richtigen Personen zur Verfügung gestellt werden – nicht mehr, nicht an alle, aber auch nicht weniger. Also, wie lässt sich das Mail- und Informationsaufkommen verringern? Hier sind zwei sehr wichtige Prozesse anzustoßen: Klare Zuständigkeiten (siehe auch den nächsten Punkt unten) sowie Sensibilisierung der Beschäftigten für eine schlanke und sinnvolle Kommunikation und gegenseitige Information.
  • Damit das Chaos beherrschbar wird, hilft zudem das Sammeln und Abarbeiten in Blöcken.
  • Eine Posteingangschale – beschriftet mit dem Namen ihres Besitzers, der Funktion und Abteilung – sammelt die Papiere und hält den Schreibtisch frei für die aktuellen Aufgaben.
  • Ihr Inhalt wird ebenso wie der Posteingang des E-Mailfachs nur in bestimmten Abständen bearbeitet. Als Block, nicht tröpfchenweise zwischendurch.
  • Ob Mail oder Papier, die Entscheidung wird immer sofort getroffen, was damit weiter passiert: Wegwerfen, Weitergeben (Delegieren), Archivieren, Bearbeiten oder Terminieren. Es gibt gar keine anderen Möglichkeiten – wenn Sie das wissen, geht das Ganze deutlich schneller!
  • Hier finden Sie unsere konkrete Anleitung, wie man → die E-Mail-Flut effizient meistern und beherrschen kann!

Schneller Tipp zum sofort umsetzen (zum Aufklappen den Tipp bitte anklicken)

Dateipfad in der Dokumentenfußzeile angeben

Schneller Tipp zum sofort umsetzen: Den Dateipfad in der Dokumentenfußzeile angeben

Richten Sie es bei Musterdokumenten und Vorlagen so ein, dass der Dateipfad automatisch in der Fußzeile angezeigt wird. Bei internen Dokumenten, vom Aushang bis zur Telefonliste, ist das nahezu immer sinnvoll, bei externen Dokumenten, die auch zum Kunden gehen, muss das im Einzelfall entschieden werden.

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b) Wie lassen sich Wartezeiten und damit Leerlauf verringern?

Das zweite ebenso einfache wie wirkungsvolle Mittel für die Prozessoptimierung ist das Verringern der Wartezeiten. Denn diese sind per se unnütz. Wartezeiten entstehen per Definition an Schnittstellen und sind entweder ein Zeichen für Überlastung/Überforderung oder für unklare Zuständigkeiten. Beides lässt sich lösen oder zumindest verbessern.

Optimalere Prozesse durch Reduzierung von Überlastung und Überforderung:

  • Wenn Sie wissen möchten, ob Prozesse in Ihrem Unternehmen überlastet oder einzelne Mitarbeiter dabei überfordert sind, dann sollten Sie das messen.
  • Messen Sie mit einem Übersichtsformulars, wie lange ein Vorgang tatsächlich bearbeitet wird (die Netto-Bearbeitungszeit) und ebenso, wie viel Zeit vom Prozessstart bis zum Prozess-Ende vergeht (die Brutto-Durchlaufzeit).
  • Machen Sie das mehrmals für die gleichen Prozesse. Schwanken die Zahlen stark, gibt es erhöhten Handlungsbedarf bei der Standardisierung und Verbesserung der Prozesse.
  • Der Quotient aus Bearbeitungs- und Durchlaufzeiten ist ein wichtiger Indikator dafür, wie effizient Prozesse im Unternehmen ablaufen und wo es Handlungsbedarf gibt.
  • Denn auf diese Weise können Sie auch die Prozessschritte herausfinden, in denen der Vorgang am längsten stockt und somit die größte Wartezeit entsteht. Nicht selten wartet ein Papier oder Vorgang 95 % der Durchlaufzeit darauf, weiter bearbeitet zu werden.
  • Wenn Sie identifiziert haben, wo die Wartezeiten entstehen, können Sie gezielt dort ansetzen und die Abläufe gezielt verbessern.
  • Für die Lösungsfindung kann dabei eine ausführliche Prozessdokumentation oder auch die DMAIC-Methode (Six Sigma) helfen.
DMAIC ist eine Methode, Produkte und Prozesse in 5 Schritten zu verbessern.
DMAIC ist eine Methode, Produkte und Prozesse in 5 Schritten zu verbessern.

Optimalere Prozesse durch Vermeidung von Schnittstellen- und Zuständigkeitsproblemen:

Je komplexer Projekte sind, desto mehr Schnittstellen gibt es in der Regel auch. Dabei ist es immens wichtig, die Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Entscheidungen geschickt zu bündeln. Denn je unklarer die Zuständigkeiten im Unternehmen geregelt sind, desto mehr kommt es zu Fehlern und desto größer ist der kontinuierliche Zeitverlust. Ungeklärte Zuständigkeiten haben also nur negative Folgen: Mehr Stress, mehr Fehler und mehr verlorene Zeit. Reibungslose Schnittstellen führen dagegen zu mehr Effizienz, vermeiden Missverständnisse und verringern zugleich auch die Wartezeiten für alle Beteiligten.

  • Flüssig laufende Prozesse setzen voraus, dass die Zuständigkeiten (und deren Vertretungen!) klar und für jeden einsehbar geregelt sind.
  • Wenn Mitarbeiter hingegen ständig Nachfragen müssen oder zu viele Dinge liegen bleiben (oder ganz verschwinden), dann ist das fast immer ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Verantwortlichkeiten nicht ausreichend geklärt wurden.
  • Eine gute Übersicht über die Zuständigkeiten in einem Prozess oder Geschäftsbereich können Sie sich am schnellsten und einfachsten mit einer sogenannten → RACI-Matrix erstellen.
  • In folgendem Kaizen-Beitrag erklären wir Ihnen zudem, wie Sie die → Zuständigkeiten optimal regeln können, um möglichst wenig Zeit durch unnötiges Warten zu verschwenden.
Eindeutige Zuständigkeiten und Vertretungsregeln

Schneller Tipp zum sofort umsetzen: Eindeutige Zuständigkeiten und Vertretungsregeln

Erarbeiten Sie Vertretungsregelungen. Legen Sie schriftlich fest, welche Personen in Ihrem Haus für welche Bereiche zuständig sind. In einer zweiten Spalte daneben legen Sie fest, wer die Vertretung übernimmt. Das können auch mehrere Personen sein. Sie sehen dann sofort, wo noch keine Vertretungsregelungen bestehen. Die fertige Tabelle können Sie an einem zentralen Ort aushängen. Sie eignet sich auch dazu, neuen Mitarbeitern im Onboarding eine schnelle Orientierung zu ermöglichen. Die Vertretungsliste gehört auch in das Handbuch der jeweiligen Abteilung.

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c) Wie lassen sich zu lange Wegezeiten/Entfernungen verringern?

Je häufiger etwas gebraucht wird, desto näher sollte es am Arbeitsplatz sein. Klingt logisch, oder? Umso überraschter war ich, als ich bei einem unserer Beratungskunden das Weihnachtspapier im Schreibtisch fand und die täglich benötigten Briefumschläge im Nebenraum. Das systematische Sortieren ist in vielerlei Hinsicht ein wichtiger Schritt. Die wichtigsten Ergebnisse hiervon sind eine organisierte Gestaltung des Arbeitsumfeldes, eine signifikante Verbesserung der Suchzeiten sowie auch ein beachtlicher Flächen- und Raumgewinn.

Den Arbeitsplatz optimieren

Schneller Tipp zum sofort umsetzen: Den Arbeitsplatz optimieren

Systematisch Schritt für Schritt vorzugehen ist dabei deutlich besser als in einer Hauruckaktion den kompletten Büroinhalt in den Flur zu kippen. Arbeiten Sie sich beim Aufräumen und Ausmisten daher vom Schreibtisch aus nach außen vor. Also vom Schreibtisch zu den Schubladen und Containern unterm Tisch, von dort zum Fußboden, zu den Siteboards, Regalen und Schränken bis hin zu den Fensterbänken und anderen horizontalen Flächen.
  • Mehr Tipps hierfür finden Sie in unserem Beitrag → Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz.
  • Einer der einfachsten Wege zu mehr Ordnung & Organisation und damit Effizienz & Produktivität am eigenen Arbeitsplatz ist zudem die bewährte → 5S-/5A-Methode von Toyota.

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d) Wie lässt sich der Zeitverlust durch doppelte Kontrolle vermeiden?

Das Vieraugenprinzip ist in vielen Fällen sinnvoll – aber nicht immer ist es notwendig, dass jeder Beteiligte alle Unterlagen zum X-ten Mal von vorne bis hinten erneut überprüft! Das kostet viel zu viel Zeit.

  • Die einfachste Lösung, um diese immense Zeitverschwendung zu vermeiden, ist das Anlegen von Checklisten oder auch Auftragsbegleitzettel .
  • Auf diesen Begleitzetteln werden alle bereits geprüften Kriterien auf einen Blick erkennbar abgezeichnet.
  • Damit weiß dann jeder sofort, was bereits von wem geprüft wurde und was noch zu kontrollieren ist.

Informationen für Unternehmer (Beratung bei Büro-Kaizen)

5. Schritt 2 der Prozessoptimierung mit Kaizen: Die Fehlerquote reduzieren

Es ist ein Fehler, keine Fehler zu machen. Fehler sind menschlich und nur wer nicht arbeitet, macht auch keine Fehler. Deshalb gilt es herauszufinden, wo häufige Fehlerquellen liegen – und die Fehler dann als Chance zu begreifen, die zugrundeliegenden Prozesse zu optimieren. Als Möglichkeit, die Ursachen erkennen und beheben zu können. Das nennt man eine positive oder auch agile Fehlerkultur.

Die sechs Schritte einer positiven Fehlerkultur:

  1. Fehlerbewusstsein
  2. Fehlerakzeptanz
  3. Neutrale Fehlerkommunikation
  4. Sanktionsfreiheit
  5. Gemeinsame Fehleranalyse
  6. Veränderung der Umstände und/oder des Verhaltens
Zitat Guido Westerwelle
Fehler können auch im Berufsalltag vorkommen. Dann ist es wichtig, diese zu reflektieren und daraus zu lernen.

Ein Beispiel aus unserer Beratungspraxis zur Prozessoptimierung:

Bei einem unserer Beratungskunden betrug die Fehlerquote bei einem wichtigen Geschäftsprozess unglaubliche 40 %. Es ging um die Eingabe von Daten für etwa 33.000 Verträge pro Jahr. Ein Azubi tippte die Daten ein. Und genau dabei entstand die hohe Fehlerquote. Und weil man das wusste, wurden die Daten von einer Mitarbeiterin korrigiert, bis die Fehlerquote 0 % betrug.

  • Wichtig ist nun aber nicht, mit einem zweiten Prozess die entstandenen Fehler auszubügeln – also wertvolle Zeit der ersten hinterherzuschmeißen. Sondern herauszufinden, wieso diese hohe Fehlerquote beim Azubi entstand.
  • Die Ursache: Der Azubi war sehr häufig abgelenkt, weil er zugleich Telefondienst leisten musste. Außerdem wusste er, dass seine Eingaben kontrolliert und korrigiert werden, das machte ihn nachlässiger.
  • Die Lösung: Die Lösung war, klare Verantwortlichkeiten festzulegen, sowie das Umfeld zu schaffen, damit der Azubi diese Ansprüche auch tatsächlich erfüllen kann. Das bedeutete in diesem Fall konkret, für eine ablenkungs- und unterbrechungsfreie Umgebung zu sorgen sowie den Eingabeprozess mit Hilfe von Checklisten und standardisierten Vorgaben einfacher, verständlicher und damit verlässlicher zu machen.
  • Hier finden Sie unsere konkrete Kaizen-Anleitung → wie Sie eine positive Fehlerkultur bei sich etablieren können!

Eine der größten Fehlerquellen vermeiden: Optimierung der Ablage und Speicherprozesse

Eine besonders häufige Fehlerquelle verbirgt sich hinter der Mehrfachspeicherung, also der Doppelablage von digitalen Dokumenten. Das Vereinbaren von klaren Spielregeln für die gemeinsame Dateiablage ist somit eine der einfachsten und zugleich wichtigsten Maßnahmen zur Reduzierung von Fehlern. Was wird digital und was in Papierform abgelegt? Wo und wie wird es abgelegt? Geht es um ein Dokument, auf das mehrere Personen zugreifen müssen, die Abteilung oder sogar verschiedene Standorte? Gehört es zu einem bestimmten Projekt oder Geschäftsbereich?

  • Wird ein Dokument an mehreren Orten abgelegt, ist unklar, welche Version die aktuelle ist.
  • Wird dann aus Versehen eine veraltete Version bearbeitet, ist das Ergebnis fehlerhaft – mit entsprechenden Folgekosten (Zeit, Geld, Reputation).
  • Das Ziel muss daher sein, das oberste Kaizen-Prinzip zu befolgen: „Alles hat einen Platz, alles hat seinen Platz.“ Wird ein Dokument an mehreren Orten benötigt, dann wird es nur einmal als Originaldatei abgespeichert und dann an den anderen Speicherorten lediglich als Verknüpfungen hinterlegt/gespiegelt, die auf die Originaldatei verweisen (bei Apple: Alias).
  • Mehr Tipps rund um die optimal organisierte Dateiablage finden Sie auf unserer → Themenseite „Ablage“.
Ordnerstruktur auf drei Ebenen (Vorher-Nachher)
Ein Vorher-Nachher-Beispiel einer Ordnerstruktur auf drei Ebenen.
Fehler vermeiden, bevor sie entstehen
Schneller Tipp zum sofort umsetzen: So vermeiden Sie Fehler, noch bevor sie entstehen
Wie lassen sich Fehler vermeiden, bevor sie entstehen? Ganz einfach: Durch Tricks, die unbeabsichtigte Fehlhandlungen unmöglich machen. Solche Tricks tragen den japanischen Ausdruck „Poka Yoke“. Ein paar konkrete Beispiele: Wenn Sie nicht möchten, dass Schreibflächen als Ablageflächen missbraucht werden, bringen Sie genügend Neigung hinein. Wenn Sie für Ihre Aktenordner systematische Farben benutzen oder Sie mit einer diagonalen Markierung kennzeichnen, sehen Sie sofort, wenn ein Ordner falsch abgestellt wurde. Wenn Sie einen Lesestapel nach oben begrenzen, kann er Ihnen nicht mehr über den Kopf wachsen.

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Selbsthilfe-Anleitungen zur Fehlerbehebung aushängen
Schneller Tipp zum sofort umsetzen: Selbsthilfe-Anleitungen zur Fehlerbehebung aushängen
  • Nicht jedes Bürogerät funktioniert intuitiv und selbsterklärend. Kommt es zu einem Fehler, dauert es meist recht lang, bis dieser durch eine verantwortliche Person behoben wird. Das ist umständlich und kostet unnötig Wartezeit.
  • Abhilfe schaffen hier kurze Schritt-für-Schritt-Anleitungen, mit Fotos und Nummerierungen, die die Lösungswege für die häufigsten Fehlerquellen beschreiben.
  • Diese Kurzanleitungen für die Selbsthilfe werden an jedem Gerät direkt vor Ort aufgehängt und erklären zum Beispiel, wie man den Papierstau beim Drucker auflöst, den benötigten Reinigungsvorgang am Kaffeeautomaten durchführt, den Laptop im Besprechungsraum an den Großbildfernseher anschließt oder was man macht, wenn beim Kopierer das rote Signal aufleuchtet.
  • Solche Schritt-für-Schritt-Anleitungen beschleunigen die Fehlerbehebung und verkürzen die Wartezeit, bis der Service oder Prozess wieder verfügbar ist.

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Verbesserungsvorschlagswesen für eine agile Fehlerkorrektur
Schneller Tipp zum sofort umsetzen: Verbesserungsvorschlagswesen für eine agile Fehlerkorrektur
Wird als erste Reaktion auf einen Fehler gefragt, wer daran Schuld hat, entsteht eine Atmosphäre von Stillstand und Angst. Niemand wird sich dann trauen, auf Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen oder eine Idee nach vorne zu bringen. Bei der Prozessoptimierung ist daher ein wichtiges Prinzip, das Problem von der Person zu trennen und sich stattdessen gemeinsam auf die Suche nach den Ursachen zu machen. Denn viel produktiver ist die Frage: „Wie lassen sich die zugrundeliegenden Strukturen und Prozesse so verändern, dass der Fehler künftig nie wieder auftreten kann?“ Sehen Sie Fehler daher nicht als Stolperstein, sondern als Trittstein, der Sie auf die nächste Stufe heben kann!
  • Installieren Sie dafür ein „Verbesserungsvorschlagswesen“, mit dem Sie systematisch alle Ideen und Verbesserungsvorschläge ihrer Mitarbeiter einsammeln können. Zum Beispiel in Form von standardisierten Fragebögen und Briefkästen für (anonyme) Befragungen und Vorschläge.
  • Wichtig: Kombinieren Sie das auch mit einem Prämiensystem, das alle Vorschläge belohnt und für besonders gute Vorschläge besonders attraktive Prämien verspricht.
  • Denn wenn Sie alle eingereichten Ideen belohnen – und die tatsächlich umgesetzten in Relation zu ihren tatsächlichen Auswirkungen entsprechend noch mehr – werden Sie sehen, dass im Laufe der Zeit sowohl die Zahl wie auch die Qualität der Vorschläge steigen werden.
  • Fakten zum Potenzial dieser Prozessoptimierungsmaßnahme: In einem durchschnittlichen Unternehmen werden statistisch 0,6 Verbesserungsvorschläge pro Mitarbeiter und Jahr eingereicht. Den Weltrekord hält der japanische Automobilhersteller Toyota mit über 60 Vorschlägen pro Mitarbeiter und Jahr.
  • Wie Sie das Ganze in Ihrem Unternehmen etablieren können, erfahren Sie in unserem Beitrag → Verbesserungsvorschlagswesen gegen Betriebsblindheit einrichten!

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6. Schritt 3 der Prozessoptimierung mit Kaizen: Ressourceneffizienz (Material, Energie, Bestandskontrolle)

Wenn ein Entwicklungs-, Produktions- oder Geschäftsprozess effizient und reibungslos klappt, dann werden dabei keine Zeit, keine Ressourcen und somit auch kein Geld verschwendet. So weit, so klar. Aber oftmals liegt der Fehler im Detail und man merkt gar nicht, wo der Prozess überall hakt und Ressourcen verloren gehen. Das summiert sich dann auf und wirkt erst in der Masse erdrückend.

Wie man den Ressourceneinsatz in Prozessen optimiert:

Für die Prozessoptimierung mit Blick auf die Ressourceneffizienz bietet sich eine sogenannte „Wertstromanalyse“ an. Mit dieser Methode können Sie die Schwachstellen in einem Ablauf aufdecken und gleichzeitig Verbesserungsvorschläge erarbeiten, um den Ressourceneinsatz in dem Prozess zu optimieren. Hier finden Sie unsere Anleitung, wie Sie → eine Wertstromanalyse durchführen.

Durch die Wertstromanalyse können Sie Probleme innerhalb Ihrer Prozesse erkennen.
Durch die Wertstromanalyse können Sie Probleme innerhalb Ihrer Prozesse erkennen.

Wie man mit der „Kanban-Methode“ die Bestandskontrolle effizient organisiert:

Wie lässt sich der Bestand an Produktions- und Büromaterialien möglichst effizient organisieren? Wie schaffen Sie es, dass immer genügend benötigtes Material in Greifweite zum erforderlichen Ort zu finden ist und auch immer rechtzeitig nachbestellt wird?

  • Die Lösung heißt „Kanban“ (japanisch für „Signal“). Die Kanban-Karte taucht immer dort auf, wo Nachschub rechtzeitig und in ausreichender Menge besorgt werden muss.
  • Für das Praxisbeispiel „Kopierpapier rechtzeitig nachbestellen“ heißt das: Die Kanban-Karte liegt auf dem vorletzten Päckchen. Auf der Karte steht dann ganz klar, wer zuständig ist und was zu tun ist. Also wer diese Karte erhalten muss und was diese Person dann genau und in welcher Menge (und ggfs. wo) nachbestellen muss.
  • Eine Vorlage, wie das konkret funktioniert, finden Sie in unserem kostenlosen eBook → „Das Kanban-Prinzip: So steuert sich der Nachschub für alle Materialien von allein“.

7. Epilog (Nachwort): Wie lässt sich der Erfolg einer Prozessoptimierung messen?

Gut abgestimmte Prozesse lassen sich auch in Zahlen messen. Eine mögliche Kennzahl hierfür ist, welche Kosten in der Verwaltung verursacht werden und in welchem Verhältnis sie zur Gesamtleistung des Unternehmens stehen. Sinkt der Kostenanteil, steigt die Effizienz. Weitere Kennzahlen sind die durchschnittliche Arbeitszeit, die für den Ablauf eines vollständigen Prozesses oder einzelner Prozessschritte aufgewendet wird, sowie die Fehler- und Reklamationsquote. Welche Zahlen Sie zur Bestimmung des Kostenanteils heranziehen, ist höchst individuell. Wichtig ist dabei vor allem nur, dass erkennbar ist, wie sich diese Kennzahlen (langfristig) verändern, wenn Sie die jeweiligen Prozesse optimieren.

  • Dabei ist die Prozessoptimierung nicht nur messbar, sondern vor allem auch sichtbar.
  • Zum Beispiel an den Papierstapeln, die nicht mehr stetig größer werden, sondern umgekehrt endlich abgearbeitet werden können.
  • An den Schreibtischen, auf denen nur noch die wichtigsten Unterlagen für das aktuelle Projekt liegen.
  • An den Bestellungen für Produktions- und Büromaterialien, die immer genau den Bedarf abdecken – nicht mehr und nicht weniger.
  • Und an den aufgeräumten Dateiordnern und übersichtlichen Aktenschränken, dank denen man innerhalb einer Minute die gewünschte Information findet und nicht mehr ewig danach suchen muss.

 

8. Extra-Tipp: Prozessoptimierung mit Kaizen führt im Schnitt zu 20 % mehr Effizienz!

Die Effekte aus der Prozessoptimierung sind deutlich spürbar, selbst, wenn eine Lösung nur zu 80 % umgesetzt wird. Unsere Beratungskunden berichten nach Abschluss einer Umsetzungsberatung von im Schnitt:

Konkrete Vorteile durch Kaizen: Weiterer Zusatznutzen:
  • 10 bis 20 % Effizienzsteigerung
  • 20 % Flächenersparnis
  • 40 % Reduzierung der Suchzeiten
  • 25 % Verringerung der Durchlaufzeiten
  • Deutliche Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit
  • Verringerung der Schnittstellen bei Prozessen
  • Schnellere Reaktion auf Kundenwünsche
  • Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit

Sie wollen Ihr Unternehmen selbst auf den Prüfstand stellen und Ihre wichtigsten (Geschäfts-)Prozesse optimieren?

→ Dann nutzen Sie unsere kostenfreie Checkliste „Gesamtunternehmen“.

→ Damit können Sie schnell und unverbindlich Ihren Status quo herausfinden, welche Prozesse, Abläufe und Bereiche in Ihrem Unternehmen bereits optimal arbeiten und wo noch welches Optimierungspotenzial schlummert.

Hier gelangen Sie zu unserem kostenlosen Download → Checkliste „Gesamtunternehmen“.



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