Das „Rubikon-Modell“ ist eine psychologische Methode, die hilft, schneller und effektiver von einer anfänglichen Idee zur praktische Umsetzung zu kommen. Damit ist es für viele Bereiche nützlich, von der Arbeit und in Unternehmen bis zur Verhaltenstherapie, dem Sport und der Pädagogik. Wie das „Rubikon-Modell der Handlungsphasen“ konkret funktioniert, welche Vorteile und Nachteile das hat und wie man es konkret für sich und seine Arbeit anwenden kann, erfahren Sie hier in diesem Büro-Kaizen-Beitrag – mit Tipps und Beispielen!
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist das Rubikon-Modell der Handlungsphasen? Definition
Das „Rubikon-Modell der Handlungsphasen“ ist ein motivationspsychologisches Konzept, das beschreibt, wie Menschen Entscheidungen treffen und dann anschließend handeln, um dieses Ziel auch tatsächlich umzusetzen. Im Unterschied zu klassischen Motivationstheorien wird dabei das Denken und das Tun in vier verschiedene Phasen unterteilt. Es wird also strikt zwischen der Auswahl der Ziele sowie den anschließenden Handlungen für deren Realisierung unterschieden.
Das Rubikon-Modell versucht damit zu erklären, wie Menschen von einer anfänglichen Idee zur konkreten Planung und Umsetzung eines Ziels gelangen – und wieso manche Menschen oft in der Entscheidungsphase steckenbleiben, während andere konsequent ihre Ziele verfolgen. Das Ziel des Konzepts ist, die Erfolgswahrscheinlichkeit der Handlung zu erhöhen, um die eigenen Ziele besser erreichen zu können.
- Entscheidend ist dabei vor allem die mentale Veränderung, die nach dem bewussten Treffen einer Entscheidung automatisch eintritt (der sogenannte „Rubikon-Moment“).
- Denn nach dem Fällen einer Entscheidung wird das Denken automatisch wesentlich zielgerichteter und störende Faktoren sowie Zweifel verlieren stark an Einfluss.
- So kann im nächsten Schritt konsequenter geplant und gehandelt werden, um das gefasste Ziel auch tatsächlich zu erreichen.
- Im Fokus steht also das Fällen einer klaren Entscheidung für ein bestimmtes Ziel als initialen und wichtigsten Schritt.
Wer hat das Rubikon-Modell erfunden?
Das „Rubikon-Modell der Handlungsphasen“ (englisch: Rubicon Model of Action Phases) wurde 1987 von den beiden deutschen Psychologie-Professoren Heinz Heckhausen und Peter Gollwitzer entwickelt, zwei international renommierten Motivationspsychologen. Die Wurzeln dieser Methode liegen dabei in der klinischen Psychologie und der kognitiven Verhaltenstherapie, um den Entschluss zu einer (therapeutischen) Verhaltensänderung zu fördern und darauf aufbauend dann die jeweiligen Handlungen für die Umsetzung zu planen und vorzubereiten. Das Rubikon-Modell findet darüber hinaus aber auch eine breite Anwendung in der Pädagogik, im Sport, in der Arbeit und in der Wirtschaft.
2. Was besagt das Rubikon-Modell konkret? Einfach erklärt
Gemäß des Rubikon-Modells ist das Verfolgen eines Ziels ein chronologischer Handlungsablauf mit vier aufeinander folgenden Phasen.
- Auswahl des Ziels aus einer Vielzahl von Möglichkeiten (abwägen und entscheiden)
- Planung der konkreten Handlungen für die Realisierung und Zielerreichung
- Umsetzung und Durchführung der gefassten Pläne
- Bewertung der Ergebnisse, der Folgen und was gegebenenfalls noch alles für einen erfolgreichen Abschluss getan werden muss
Wie kommt es zu dem Namen „Rubikon-Modell“? Was bedeutet „Rubikon“ überhaupt?
Der Rubikon war der Grenzfluss zwischen dem Römischen Kernreich und seinen Provinzen im Norden. Um die Sicherheit des römischen Staatswesens zu garantieren und einen militärischen Staatsstreich zu verhindern, war es den Feldherren während der späten Römischen Republik verboten, diesen Fluss mit ihren Armeen in Richtung der Hauptstadt Rom zu überqueren.
Nach innenpolitischen Krisen zwischen Adel und Volk kam es in der Zeit von 133 bis 30 vor unserer Zeitrechnung zu einer Phase anhaltender Bürgerkriege, die mit diversen Diktaturen und Terrorherrschaften das Ende der Republik einläutete und in die Römische Kaiserzeit mündete. So verschworen sich im Jahr 60 v.u.Z. die drei einflussreichen Politiker Gnaeus Pompeius Magnus, Marcus Licinius Crassus und Gaius Julius Caesar zum Ersten Triumvirat – einer diktatorischen Dreierherrschaft. Crassus war der reichste Mann Roms, Pompeius der erfolgreichste Feldherr und Caesar damals ein aufstrebender Konsul, also im Besitz des höchsten zivilen und militärischen Amtes.
- Nach dem Tod Crassus kam es zur Konkurrenz zwischen Caesar und Pompeius.
- Weil Caesars Macht immer größer wurde, wollte Pompeius mit Unterstützung des Senats eine Strafverfolgung gegen Caesar wegen dessen vieler Rechtsbrüche einleiten (z.B. das Verprügeln lassen politischer Gegner), was sein politisches Ende bedeutet hätte.
- Daraufhin zog Caesar im Jahr 49 v.u.Z. mit seinen Soldaten nach Rom, was in der Vertreibung und Verfolgung seiner Gegner, dem Tod Pompeius in Ägypten und der Alleinherrschaft Caesars mündete. Als Diktator auf Lebenszeit.
- Caesars Überschreiten des Grenzflusses Rubikon kam dabei einer Kriegserklärung an den Senat gleich. Entsprechend legendär ist Caesars Ausspruch „alea iacta est“ beim Überqueren des Rubikon (auf Deutsch: Der Würfel ist gefallen – jetzt gibt es kein Zurück mehr).
- Seitdem ist der Ausdruck „den Rubikon überschreiten“ zum Synonym für eine folgenschwere Entscheidung geworden, die Mut erfordert – und meist auch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

3. Die vier Phasen des Rubikon-Modells im Detail – mit Anwendungstipps
3.1 Abwägungsphase
In dieser ersten Phase überlegt man, ob und welches bestimmte Ziel man verfolgen soll. Man wägt verschiedene Optionen ab und vergleicht die Vor- und Nachteile. Diese Anfangsphase ist typischerweise von Zweifeln und Unsicherheiten geprägt, da man sich noch nicht entschieden hat. Sobald man dann jedoch eine klare Entscheidung für ein Ziel trifft, überschreitet man förmlich den Rubikon. Dies markiert den Moment des Übergangs von der ersten zur zweiten Phase und den Beginn der konkreten Planung.
- Überlegen Sie sich, welches Ziel Sie verfolgen wollen.
- Notieren Sie sich die Vor- und Nachteile, die damit verbunden sind.
- Fragen Sie sich, ob Sie wirklich bereit sind, die nötige Zeit und Energie dafür zu investieren.
- Treffen Sie dann bewusst die Entscheidung, dieses Ziel zu verfolgen und formulieren Sie die klare Absicht „Ich werde dieses Ziel erreichen!“.
- Durch dieses Überschreiten des Rubikons beenden Sie die Grübelphase, reduzieren Zweifel und konzentrieren Ihre Energie auf die praktische Umsetzung.
3.2 Planungsphase
In dieser Phase wird das Ziel in konkrete Handlungspläne übersetzt. Der Fokus liegt nun auf der Umsetzung. Das heißt, die Aufmerksamkeit richtet sich darauf, was getan werden muss. Man überlegt sich also entsprechende Strategien, legt die jeweiligen Schritte fest und stellt dabei sicher, dass die Umsetzung auch realistisch und machbar ist.
- Erstellen Sie einen konkreten Plan mit einzelnen Schritten.
- Definieren Sie geeignete Meilensteine und setzen Sie sich dafür realistische Fristen.
- Überlegen Sie sich auch flankierende Strategien, um möglicherweise auftretende Hindernisse und Störeinflüsse zu überwinden.
3.3 Handlungsphase
Die Motivation und die vorbereitende Planung werden nun in aktives Handeln umgesetzt. Durch die vorherige Planung ist man besser auf Hindernisse vorbereitet. Auftretende Widerstände und Ablenkungen können so einfacher bewältigt werden.
- Setzen Sie Ihre Pläne in die Tat um, ohne immer wieder neu mit dem Zweifeln zu beginnen.
- Nutzen Sie Routinen, Gewohnheiten und geeignete Strategien (siehe unten), um es sich einfacher zu machen.
- Dadurch bleiben Sie fokussiert und motiviert, auch wenn es Schwierigkeiten gibt.
3.4 Bewertungsphase
Nach der Durchführung werden die Ergebnisse reflektiert, ob die Erwartungen auch tatsächlich erfolgreich erfüllt wurden. Je nachdem, wie zufrieden man mit dem Resultat ist, kann das Ziel fortgesetzt, angepasst oder darauf aufbauend weitere Folgeziele gesetzt werden.
- Überprüfen Sie regelmäßig den eigenen Fortschritt.
- Feiern Sie Ihre Erfolge und Meilensteine und freuen Sie sich über das Erreichte.
- Passen Sie falls nötig den eigenen Plan an, um das Ziel besser zu erreichen, oder erweitern Sie ihn, um auf dem Erreichten aufzubauen.

4. Beispiele für die Anwendung des Rubikon-Modells
Das psychologische Rubikon-Modell beschreibt den Übergang von der unspezifischen Motivation zur zielgerichteten Handlung und kann daher in vielen Bereichen hilfreich sein, nicht zuletzt auch im beruflichen Kontext. Hier sind einige praxisnahe Anwendungsbeispiele.
Drei praxisnahe Beispiele für das Rubikon-Modell in Beruf und Arbeit
- Karriereentscheidung treffen: Eine Person ist unzufrieden mit ihrer beruflichen Tätigkeit und überlegt, ob sie sich versetzen lassen soll, einen neuen Job sucht oder eine Weiterbildung macht, um sich dann auf eine Führungsposition in dem derzeitigen Unternehmen zu bewerben. In der Abwägungsphase wägt sie die Vor- und Nachteile, den Aufwand und die Erfolgswahrscheinlichkeiten ab. Sobald sie sich dafür entschieden hat, die Weiterbildung zu machen, um eine Führungsposition zu bekommen, hat sie ihren persönlichen „Rubikon“ überschritten und tritt in die planende Phase ein. Nun kann sie sich ganz auf die Erreichung dieses Ziels fokussieren, ohne länger zu grübeln.
- Projektmanagement und Umsetzung: Ein Team hat sich für die Einführung von Microsoft 365 als neue Bürosoftware-Suite entschlossen. In der Planungsphase zeigt sich jedoch die Komplexität des Zusammenspiels der verschiedenen Software-Komponenten und auch das Entwerfen der optimalen Abläufe gestaltet sich schwieriger als gedacht. Daher wird nun Büro-Kaizen kontaktiert, um maßgeschneiderte Abläufe und Mitarbeiterschulungen zu entwerfen, die genau zu den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen des jeweiligen Unternehmens passen. Anschließend folgt die Umsetzung, in der die konkreten Anpassungen und Mitarbeiterschulungen durchgeführt werden. Durch die gute Planung und Routine der Büro-Kaizen-Experten werden die Hindernisse ohne große Probleme bewältigt und das Ziel – 20 % mehr Effizienz im Unternehmen – sogar noch übertroffen.
- Bewältigung von Rückschlägen im Vertrieb: Nach dem Entschluss für die Einführung einer neuen Verkaufsstrategie stellt ein Unternehmen allerdings fest, dass die anvisierten Ergebnisse leider nicht erreicht wurden. In der Bewertungsphase werden die jeweiligen Erfahrungen nun reflektiert und intensiv diskutiert. In der Folge wird das Konzept zunächst angepasst und modifiziert, um die größten Probleme zu vermeiden. In drei Monaten soll dann eine erneute Überprüfung erfolgen und dann gegebenenfalls eine neue Entscheidung getroffen werden.
Drei Anwendungsbeispiele des Rubikon-Modells für Sport und Gesundheit:
- Mit „mehr Bewegung“ beginnen: Eine Person nimmt wahr, dass sie mehr Bewegung braucht, um ihre Gesundheit zu verbessern (z.B. Rückenbeschwerden, Herz-Kreislauf oder Gewicht). In der Abwägungsphase wägt sie die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen ab. Sobald die Entscheidung gefallen ist („Ich fange an zu joggen“), überschreitet sie den Rubikon und beginnt mit der konkreten Planung. Sie kauft sich Laufschuhe, blockt sich freie Zeiten für das Training, recherchiert schöne Laufstrecken in der Umgebung und sucht sich eine(n) Laufpartner*In aus dem Bekanntenkreis.
- Wettkampfvorbereitung: Ein Hobbyläufer hat sich für seinen ersten Marathon angemeldet. Nach der Entscheidung dafür, es endlich einmal zu wagen, folgt die Planungsphase. Hochmotiviert wird ein Trainingsplan erstellt, die Ernährung darauf umgestellt und der Lebenspartner für die Massage der kommenden Muskelkater eingeteilt. So kann das Training mit minimalen Hürden starten und das Ziel konsequent verfolgt werden.
- Rehabilitation nach einer Verletzung: Nach einer langwierigen Verletzung reflektiert ein Fußballspieler in der Bewertungsphase den Fortschritt der eigenen Genesung. War die Reha erfolgreich? Oder muss die Trainingsroutine zunächst noch angepasst werden, um einen Rückfall zu vermeiden? Wenn ja, wie genau und wie lange?
5. Kritik: Die Vorteile und Nachteile des Rubikon-Modells für mehr Handlungsmotivation
Obwohl das Rubikon-Modell der vier separaten Handlungsphasen viele Vorteile bietet, gibt es auch einige Kritikpunkte und Einschränkungen. Hier die wichtigsten Vorteile und Nachteile in der Übersicht, die zeigen, warum das Rubikon-Modell trotz seiner Vereinfachung und der damit zusammenhängenden Schwächen so häufig angewendet wird.
Die Nachteile des Rubikon-Modells:
- Starke Vereinfachung des Entscheidungsprozesses: Die Methode stellt den Übergang von der Motivation zur Handlung als einen klaren, geradlinigen und einmaligen (linearen) Schritt dar. In der Realität laufen solche Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse allerdings häufig dynamisch und reversibel ab. Man überdenkt oftmals seine Pläne, kehrt zum Abwägen zurück und ändert seine Meinung. In diesem Sinn gibt es nicht nur einen Rubikon, der nur einmal überquert wird, sondern viel kleine Rubikons, über die man immer wieder vor und zurück springt.
- Vernachlässigung emotionaler und sozialer Faktoren: Durch die Fokussierung auf die individuelle Zielverfolgung werden die emotionalen, sozialen und Umweltfaktoren, die die Entscheidung und Umsetzung ebenfalls beeinflussen, weniger berücksichtigt. So können zum Beispiel individuelle Ängste, hoher Stress, soziale Erwartungen oder auch finanzielle Zwänge dazu führen, dass Menschen ihre ursprünglich gefassten Ziele überdenken oder ganz aufgeben.
- Vernachlässigung der Bewertungsphase: In der Praxis zeigen sich oftmals viele Hindernisse, die die Zielerreichung beeinträchtigen. Das Rubikonmodell enthält zwar eine abschließende Bewertungsphase, geht aber nicht sonderlich detailliert darauf ein, wie Menschen zu einer vernünftigen Bewertung gelangen. Also wie sie mit Misserfolg umgehen, ihr Verhalten anpassen und ihre Ziele feinjustieren können.
- Mangelnde Berücksichtigung individueller Veranlagungen: Menschen ticken höchst unterschiedlich. Während manche Menschen schnell klare Entscheidungen treffen, sind andere abwägender, vorsichtiger und brauchen länger, um sich für eine Option zu entscheiden. Das Rubikon-Modell berücksichtigt diese individuellen Unterschiede in der Persönlichkeit und den Denkweisen kaum.